Pfarrer Eberius: Hausandacht zum Palmsonntag, dem 24. März 2024 (Text)

(von meinem Freund und Kollegen Klaus Eberius aus Schillingsfürst)

Lied:
EG 166 (Tut mir auf die schöne Pforte) Vers 1

… mit den Klängen dieser Worte sind jahrzehntelang jedes Jahr am Palmsonntag junge Mädchen und Jungs feierlich in die Kirche eingezogen. Nach zwei Jahren kirchlichem Unterricht wurden sie nach dem Ende der Schulzeit an diesem Wochenende mit Segen ins Leben der Erwachsenen konfirmiert. Entsprechend groß waren Erleichterung und Vorfreude. Das Lied vermittelt davon einen Eindruck; aber vielleicht erinnern Sie sich ja selbst noch daran.

Der Wanderprediger Jesus von Nazareth zieht am Palmsonntag in Jerusalem ein. Enthusiasmus und Euphorie ergreift die Menschen. „Hosianna, gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn!“ rufen sie.
Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna!

Kommt und lasst uns bitten, statt das »Kreuzige« zu schrein:
Komm, Herr Jesus, komm, Herr Jesus, komm, Herr Jesus, auch zu uns.
Das Lied 314 im Gesangbuch erzählt das Geschehen: Auf das himmelhohe Jauchzen folgt der tödliche Hass der Menschen!

Der Evangelist Johannes würde sagen: So ist die Welt. Kaum hat sie in Jesus den Messias erkannt, schlägt die Stimmung um.
Der Christus ist den Menschen und ihrer Bosheit ausgeliefert.
So beginnt am Palmsonntag die Heilige Woche.

Im Christushymnus (Philipper 2) schreibt der Apostel Paulus:
5 Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Paulus sagt den Christen, wie sie sein sollen. Auch uns sagt Paulus wie wir sein sollen: Wie Jesus. Paulus nennt das „Knechtsgestalt annehmen“; das übersetze ich mit „demütig sein“. Aber, wir setzen meist andere Prioritäten. Wenn wir etwas tun, fragen wir heute zuallererst danach, was uns das bringt. Genau das Gegenteil von Demut! Alle möchten möglichst gut dastehen, das ist im Zweifel wichtiger als das Wohl der Allgemeinheit:

  • Die Industrie vertuscht die Menge, der Schadstoffe, die ein Verbrenner ausstößt, weil sich die Motoren doch noch so gut verkaufen lassen.
  • Die Grundbesitzer fühlen sich in ihren Rechten beeinträchtigt, weil sie nicht mehr ungehindert düngen können und übersehen geflissentlich, dass die Vorschriften zum Schutz des Wassers sind, auf das alle angewiesen sind.
  • Die Regierung entscheidet so, dass sie möglichst wieder gewählt wird.
  • Die Opposition setzt bei ihrer Kritik auf Skandale, weil sie das nächste Mal selbst gewählt werden will.

Das alles ist so mühsam und zum Verzweifeln und ganz anders Jesus.

Palmsonntag!
Jesus reitet auf einem Esel in die Stadt Jerusalem. Er, der auf einem Esel daherkommt und nicht als Feldherr und Kriegsherr auf einem Streitross, wird erkannt als der wahre Heiland, der Messias. Demütig, liebevoll, entwaffnend sanft und den Menschen zugewandt kommt der, den Gott zu unserem Heil gesandt hat. Ganz niedrig wagt er sich mitten unter die Menschen. Die Stimmung aber fängt bald schon die an zu kippen. Es ist die gleiche Menge, die erst „Hosianna“ ruft und dann „ans Kreuz mit ihm!“

Wie soll man das verstehen?
Vermutlich deshalb haben sich die Menschen haben sich das Geschehen in Jerusalem spielerisch vergegenwärtig. Wie mit der Figur aus dem Bayrischen Nationalmuseum in München. Der Messias, reitet auf einem Esel, dem niederen Lasttier, mitten unter die Menschen, setzt sich ihnen aus , nimmt Knechtsgestalt an. Nichts hält ihn ab davon, seinen Weg zu Ende zu gehen. Er vertraut darauf, dass Gottes Leben spendende Macht stärker ist als Hass und Gewalt, stärker sogar als Unrecht, Folter und derkörperliche Tod. Jesus geht diesen Weg für uns, aber dieser Weg ist uns nicht zur Nachahmung aufgegeben.
Wenn Paulus sagt, wir „sollten einander so gesinnt sein (…) wie Christus“ dann verstehe ich das heute so, dass wir damit beginnen, diesem „Antiherrscher“ erst einmal das Tor zu unserem Herzen öffnen.
Damit wir uns nicht der orientierungslosen und stimmungsgetriebenen Menge anschließen, sondern erst einmal wahrnehmen, wie dieser Herr den Menschen zugewandt ist. Wer diesen Herrn liebgewinnt, der kann aufhören damit, sich selbst auf Kosten anderer groß zu machen. Wer die Macht dieses Königs auf einem Lasttier erkennt, der kann den Heiland bitten:

Lied:
EG 166, Vers 5

Das kann der Beginn von Demut sein. Zu wissen, dass es nicht auf meine Macht ankommt, sondern darauf, dass der Christus auch für mich Mensch geworden ist, mit zum Heil, mir zum Segen. Ganz egal, was andere von mir halten. Es geht um den, dessen Name lautet: Jesus – Gott ist gnädig – um der Menschen willen. Dann sind wir weit gekommen auf dem Weg der Nachfolge Jesu, an dessen Heilstat wir auch in dieser Heiligen Woche denken.

Lied:
EG 91 (Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken) Verse 1-5 + 8

Wir beten:
Gott, du bist zu unserm Heil gekommen; nichts war dir zu gering.
Wir bitten dich, stärke uns auf unserem Weg im Leben.
Ich bitte dich um Vertrauen in Gottes Gnade – auch für mich.
Wenn mir das Leben große Aufgaben stellt, dann mach mich stark, dir zu folgen.
Lass mich verlässlich sein in meinem Glauben, damit ich nicht einstimme, wenn man Menschen schlechtmacht.
Wenn mir alles zu viel wird, dann lass mich daran denken,
dass du für mich zum Heil ertragen hast, was Menschen an Bösem tun können.
Wenn Krankheit und Leid nach meinem Leben greifen,
dann schenke mir jeden Tag die nötige Kraft;
wenn mir der Tod nahe kommt,
dann stärke mein Vertrauen auf deine Güte, im Sterben und im Leben.
Wie Christus uns gelehrt hat, beten wir auch in dieser Heiligen Woche:

Vater unser im Himmel …

Gesegnete Tage wünscht
Pfarrer Klaus Eberius

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