Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Sonntag Lätare, dem 10. März 2024 (Text)

Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten.
Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 450 (Morgenglanz der Ewigkeit) 1 – 5

Gebet:
Jesus, es ist das große Wunder,
dass du uns zu deinen Kindern machst,
ohne dass wir es verdienen.
Dafür danken wir dir,
der du mit dem Vater und dem heiligen Geist
lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen. `

Evangelium: Johannes 12, 20 – 26
Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. 21Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. 22Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen’s Jesus. 23Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. 24Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. 25Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s bewahren zum ewigen Leben. 26Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 98 (Korn, das in die Erde) 1 – 3

Text zum Nachdenken:
Lukas 22, 54 bis 62
Sie ergriffen ihn aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne. 55Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie. 56Da sah ihn eine Magd im Licht sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. 57Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. 58Und nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von denen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin’s nicht. 59Und nach einer Weile, etwa nach einer Stunde, bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, dieser war auch mit ihm; denn er ist auch ein Galiläer. 60Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. 61Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder:

Mir kommt das Bild des krähenden Hahnes aus dem Comic «Asterix und Obelix» in den Sinn. Mit seinem Krähen nervt er das ganze Dorf. Das Krähen, das Petrus so erschüttert, wird auf vielen Kirchturmspitzen dargestellt und soll uns an diese Geschichte erinnern.
Jesus hatte dem Petrus seinen Verrat vorausgesagt. Aber der weist das entrüstet von sich: Niemals, Jesus. Ich verrate dich nicht! So stellen wir uns diesen Mann vor und mögen ihn. Fest, forsch, schnell. Aber im Hof des Palastes verleugnet er seine Zugehörigkeit zu Jesus – nicht nur einmal, sondern dreimal. Er hatte einfach die große Angst, dass es ihm so ergeht, wie Jesus: Gefangennahme und den sicheren Tod vor Augen. Beim Krähen des Hahnes wird Petrus sich seines Verrats bewusst.
Aber bevor ich mich entrüste, ich kenne das doch auch. Den Mund zu voll genommen haben, das nicht schaffen, was man sich vornimmt und eine gute Sache verraten. Erst der Hahn öffnet Petrus die Augen und der Blick Jesu lässt ihn abstürzen. Seine Lügen werden aufgedeckt und damit auch seine Schuld. Damit ist für den Jünger die ganze Welt verloren gegangen. Aber die Geschichte geht glücklicherweise weiter. Petrus ist nicht ein- für allemal verurteilt. Jesus erscheint ihm an Ostern und im Johannesevangelium gibt es eine ergreifende Geschichte, wie ihn der Herr annimmt und neu beruft.
Der Hahn kräht uns heute immer noch entgegen: «Passt auf!» Dabei geht es weder bei Petrus noch bei uns heute um die moralische Verurteilung oder Schuldzuweisungen. Für mich ist es ein Weckruf, zu mehr Ehrlichkeit, zu mehr Bewusstsein für all das, was ich einfach mal rede oder tue, worin ich mich verstricke oder vorschnell mitmache. Manchmal kommt der Weckruf genau wie das Krähen des Hahnes im gallischen Dorf von Asterix und Obelix ungelegen. Ehrlichkeit ist für mich kein Wohlfühlprogramm, sondern meistens mit Arbeit, Trauer und schmerzhafter Selbsterkenntnis verbunden. Und manchmal würde ich diesem Hahn am liebsten den Hals umdrehen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte schon vorher hingehört, aber so bin ich nicht – so war Petrus auch nicht. Insofern bin ich froh um jeden Weckruf. Er hilft mir, hinzuschauen auf das, was gerade ist, und mich zu fragen, ob es so gut ist. Manchmal laufe ich davon, wie Petrus. Vor mir und meiner Schuld. Aber Petrus will zu Jesus zurück. Unangenehme Gedanken, aber ich lege sie voller Vertrauen Gott hin. Genauso wie meine Schuld. Genauso wie mein Versagen. Ich vertraue darauf: Alles ist aufgehoben bei dem, der das Menschliche kennt, es durchlitten hat und für mich gestorben ist.

Lied:
EG 81 (Herzliebster Jesu) 1 – 4 + 9

Gebet:
Unser Gott und Vater!
Dein Sohn Jesus Christus hat uns mit seinem Blut erkauft.
Erfülle alle, die auf dieser Erde sind, mit Verantwortung und Liebe –
ob sie nun an dich glauben, oder nicht.
Hilf uns, nach deinem Willen zu leben und vergib uns unsere Schuld.
Du kennst das Leiden der Welt.
Da ist die Müdigkeit deiner Kirche,
der Krieg im Osten und jetzt auch noch in Israel,
die hohen Preise bei uns.
Hilf, dass wir in unserem Umfeld Leidende entdecken und ihnen helfen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet,
die Fragen unserer Zeit in rechtes Handeln umzusetzen.
Gib uns durch deinen Geist die richtigen Antworten und Taten.
Sei du bei allen, die müde und enttäuscht sind.
Steh den Kranken und Zweifelnden bei.
Tröste alle, die leiden.
Lass uns mit den Menschen,
die mit uns unter einem Dach leben,
freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle Menschen, die trauern.
Dass sie dich immer wieder neu finden.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater + der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden)

 

Quelle der Bibeltexte Deutsche Bibelgesellschaft

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