Evangelische Kirche Kirchendemenreuth

Geschichtlicher Überblick

I. Vor der Reformation

Die Gründung des Dorfes und der Kirche in Kirchendemenreuth liegen im Dunkel. Wegen der Endung des Ortsnamens auf “-reuth” dürfte das Dorf durch bairische Rodung im 11. Jahrhundert entstanden sein. In einer Karte von 1400 taucht Kirchendemenreuth erstmals neben dem wohl älteren Döltsch auf.

Wann die jetzige katholische Kirche erbaut wurde, lässt sich genauso wenig klären, jedoch weisen die Fenster im Turm auf die Romanik hin. Früher einmal war das Gotteshaus und der alte Friedhof mit einer zweitürmigen Wehrmauer umgeben. Im Jahr 1634 wurde die Kirche von den Schweden stark beschädigt. 1661 führte man das Simultaneum ein. 1668 wurde der Kirchturm neu gedeckt und erhielt im Jahr 1766 seine heutige Gestalt. Der Erhalt der gesamten Anlage verschlang fast alle Mittel der Kirchengemeinde.

II. Von der Reformation bis heute

Kirchendemenreuth hatte nie einen eigenen Pfarrer. Vor der Reformation war es, wie auch Püllersreuth, Filiale von Windischeschenbach. Von dort aus wurde es durch Kapläne betreut. Ab 1542/46 fand die Reformation Eingang in Kirchendemenreuth. Fast alle Bewohner der Gemeinde wandten sich dem neuen Glauben zu.

Die Taufschale aus dem 17. Jahrhundert war schon in der Simultankirche im Gebrauch. Aber in Windischeschenbach, das nicht, wie Kirchendemenreuth, zur jungen Pfalz gehörte, fand die Reformation keinen Eingang. Darum hielt man sich zu Wildenreuth, ohne dass die rechtliche Zugehörigkeit zu Windischeschenbach aufhörte, (s. Visit. Protokoll, Auszug in Akt 28) Ab 1643 war die Gemeinde mit Parkstein kombiniert. 1663 wurde das Simultaneum eingeführt. Kirchenvermögen und Gotteshaus wurden von der katholischen und evangelischen Gemeinde gemeinsam genutzt. Im Jahr 1682 mußte Pfr. Laurentius Pollmann Parkstein verlassen. Er wechselte auf die damals freie Pfarrstelle Wildenreuth und betreute von dort aus die evangelischen Christen aus Parkstein und Kirchendemenreuth mit.

Unter dem Druck der Gegenreformation nahm die Zahl der Evangelischen ab. (so gab es seit 1652 keine evangelischen Altenparksteiner mehr). In der Folgezeit hatten die Evangelischen viel zu leiden. Bei der Regierung waren sie unerwünscht. Mischehen waren zwar nicht verboten, kamen sie aber zustande, mussten die Kinder katholisch erzogen werden. Deshalb sonderten sich die evangelischen und katholischen Christen immer mehr voneinander ab. Auch das Kirchensimultaneum bildete keine Klammer, sondern bot in den folgenden Jahrhunderten immer wieder zu Streit Anlass. Erst in jüngerer Zeit wurde das Verhältnis der Konfessionen besser. Heute kann man von einem guten Miteinander sprechen. Hervorzuheben ist noch der hohe Gottesdienstbesuch der Gemeindeglieder.

III. Der Kirchbau und seine Vorgeschichte

1.1. Vorgeschichte

Pfr. Eisenhut, 1927-1934

Das Verhältnis zwischen den Katholiken und Protestanten in Kirchendemenreuth und Umgebung war um 1900 nicht sehr gut. Man störte sich in den Gottesdiensten und an Feiertagen, die als “katholisch” bzw. “evangelisch” galten. Vor allem der damalige katholische Expositurgeistliche konnte mit den Protestanten nichts anfangen. Die ersten Versuche, das Simultaneum beenden, wurden im Jahr 1905 unternommen.

Unter Pfr. Buder wurde am 5. November 1905 der Kirchenbauverein Kirchendemenreuth gegründet. Man wollte den Katholiken gegen eine Ablösesumme die alte Kirche überlassen und ein neues Gotteshaus errichten. Schon im Jahr 1915 (am 10.12.1915) konnte der Verein das Grundstück erwerben, auf dem sich die heutige evang. luth. Kirche befindet. Das Hauptargument für diesen Platz war seine schöne, gut sichtbare Lage.

Erst unter Pfr. Eisenhuth kamen die Dinge wieder ins Rollen. Im Jahr 1928 wurde der Wert der Simultankirche St. Johannes Bapt. von einem katholischen und einem evangelischen Gutachter auf 52.300 M geschätzt. Von diesem Betrag wurden 12.000 M für die in den nächsten Jahren zu tätigenden Instandsetzungen abgezogen, so dass sich ein tatsächlicher Wert von 40.300 M ergab. Die katholische Seite war bereit, eine Ablösesumme von 25.000 M zu bezahlen. Doch auf evangelischer Seite zögerte man noch. Die Summe erschien zu niedrig, um ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Auch eine Kirchengemeindeversammlung vom 20.10.1929 scheiterte, da nur Steinreuth und ein Teil der Obersdorfer für den Neubau waren. Man wollte 40.000 M Ablösesumme haben oder, noch besser, die alte Kirche behalten.

Döltsch und Obersdorf lehnten den Platz für die neue Kirche ab, da sie so noch weiter den Berg hinauf zur Kirche steigen müssten. Man schlug vor, sie ins Tal zwischen Kirchendemenreuth und Döltsch zu bauen, etwa gegenüber des heutigen Schweinestalls von Herrn Schiml. Doch die Unstimmigkeiten konnten überwunden werden und am 5. Juni 1931 wurde vor Notar Dr. Hunger in Neustadt/WN der endgültige Auflösungsvertrag geschlossen.

1.2.: Der Kirchbau:

Mit dem Neubau der Kirche wurde am 4. Mai 1931 begonnen, jedoch war die Grundsteinlegung erst am 7. Juni 1931. Zu dieser Zeit standen die Außenmauern schon bis zur halben Höhe. Der Plan stammte von Herrn Baurat Hans Gunst, Professor an der Bauschule in Regensburg. Die Bauarbeiten wurden von der Firma Willy Wolf, Inh. Johann Landgraf, aus Regensburg ausgeführt. Die Schmiedearbeiten wurden von der Firma Menner in Windischeschenbach und die Schreinerarbeiten von Johann Wieder aus Wildenreuth ausgeführt. Die Steine zum Kirchenbau stammten aus einem Steinbruch der Familie Fichtner aus Steinreuth. Man kann die Gruben heute noch auf dem Berg oberhalb der Kirche sehen.

Auch als der Bau begonnen wurde, gab es noch Widerstände in der evangelischen Gemeinde. Da im Dorf zunächst kein Bauwasser zu bekommen war, förderte man das zum Kalk löschen benötigte Wasser mit der neuen Motorspritze der Gemeinde aus dem Löschweiher zum Bauplatz. Doch schließlich ließen sich auch die letzten Kritiker überzeugen, wie alle anderen Gemeindeglieder am Kirchbau mitzuwirken.

Finanziert wurde der Kirchbau aus der Ablösesumme, einer landeskirchlichen Kollekte von 1933 in Höhe von 10.635 M, der Liebesgabe des Gustav-Adolf-Werks von 3.000 M, der Zuweisung von 5.000 M Kirchensteuermitteln und Darlehen von Gemeindegliedern, die nur mit einem Fünftel der banküblichen Zinsen von 20% verzinst werden mussten. Am 11. August 1931 wurden die drei Glocken der Firma Schilling aus Apolda im Turm aufgehängt. Leider mussten zwei davon im Krieg abgegeben werden. Das neue Geläut wurde am 13.10.1950 aufgezogen und am 15. Oktober geweiht.

Die Einweihung der neuen Kirche fand am 22.11.1931 durch Dekan Schaudig aus Weiden statt. Der Kreisdekan, Oberkirchenrat Prieser aus Bayreuth war wegen Erkrankung verhindert. Die Kirchweihe wurde vom Posaunenchor Neunkirchen umrahmt, dessen Leiter, Hauptlehrer Sparrer, früher in Kirchendemenreuth wirkte. Das Begrüßungsgedicht wurde von Emma Prölß aus Obersdorf gesprochen. Der Kirchenchor sang das Lied „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“.

Kirchenausstattung: Im Frühjahr 1934 wurde das Harmonium durch eine Orgel der Firma Steinmeyer aus Oettingen zum Preis von 4.500 RM ersetzt. Das große Kruzifix am Altar wurde vom Wagner Albert Trötsch aus Gössenreuth geschnitzt. Die Kirche war teilweise ausgemalt. Der Kunstmaler Gottfried Eisenhut setzte an die Wände neben dem Chorraum Bilder von Luther und Melanchthon, sowie kleinere Fresken zwischen die Fenster. Diese Bildwerke wurden bei der ersten Renovierung, die vom 18. Juni bis 13. Juli 1958 stattfand, übertüncht.

In Jahr 1988 wurde die Westempore eingebaut, um Platz für den Kirchen- und Posaunenchor zu bekommen. Die Orgel wurde im Jahr 1994 von der Erbauerfirma gründlich überholt. Die Renovierung kostete sechs mal soviel, wie seinerzeit die Orgel.

Im Jahr 2011 ist eine größere Renovierungsmaßnahme im Gang. Am Westgiebel sollen die Feuchtigkeitsschäden behoben werden. Ausgetauscht werden musste der große Zerrbalken an dieser Wand, sowie die Bankpodeste, die völlig vom Hausschwamm zerfressen waren. Diese Maßnahme ist mit 145.000 € veranschlagt. Im Gebrauch der Kirchengemeinde sind zwei Abendmahlskelche. Der ältere war schon 1634 vorhanden. Er wird durch silberne Medaillen geschmückt. Im Jahr 1914 stiftete die Witwe Schieder aus Steinreuth den anderen Kelch. Bemerkenswert ist ferner die alte Messingtaufschale. Sie stammt von 1658.

(von Thomas Schertel, früherer Pfarrer in Wildenreuth (geschrieben 2001, ergänzt 2011))