Ökumenische Friedensandacht in Erbendorf am 10.03.2022

Liturgischer Gruß / Begrüßung (Pfr. Besold)
Kreuzzeichen
Es war kaum vorstellbar und nun ist es doch schmerzhafte Realität für tausende Europäer: In der Ukraine herrscht Krieg! Familien werden auseinandergerissen; junge Männer und Frauen verteidigen ihr Land gegen einen scheinbar unbesiegbaren Gegner. Manche sagen: Mich lähmen diese Nachrichten vom Krieg. Ich muss mich anstrengen, dass ich auch an etwas Anderes denke.
Wir verbinden uns mit allen, die um den Frieden in der Welt beten. Wir sind beieinander, weil wir mit Sorge, Angst, Traurigkeit, Wut, …. auf Russland und die Ukraine blicken. ->  unsere Reaktion: Gebet
Von der evangelischen Gemeinde Wildenreuth kam der Impuls für ein ökumenisches Friedensgebet -> Tanja Fichtner und Susi Kropf. Auch die evangelische Gemeinde Erbendorf hat an das Gebet um den Frieden gedacht. So sind wir heute vereint in der katholischen Pfarrkirche.

Eröffnung (T. Fichtner)
Es ist Krieg.
Russland hat die Ukraine angegriffen.
Bomben fallen. Menschen sterben.
Wir sind fassungslos.
Worte fehlen.
Unsere Kraft ist zu klein.
Wir fühlen uns hilflos.
Darum sind wir hier.
Gemeinsam vor Gott.
Was uns Angst macht,
das bringen wir zu Gott.

— Stille —

Lied: GL 437, 1 – 4 Meine engen Grenzen (Kaa 083)

Gebet (S. Kropf)
Zuversicht könnten wir brauchen, Gott.
Und Stärke, die aus der Liebe wächst.
Wir schauen nach Russland und zur Ukraine.
Und das Herz wird schwer.
Wie kann es sein, dass Bosheit siegt und Unvernunft?
Sturheit und Machtgier setzen sich durch.
Und wo bist du?
Ach, Gott, wie sehr wir uns das wünschen:
Dass du etwas tust.
Damit Friede sich ausbreitet.
Und Menschen leben können.
Unbeschwert und voller Freude.
Ohne Angst vor Bomben und Granaten.
Vor Diktatoren und Unterdrückern.
Drum bitten wir dich:
Gib Einsicht und Vernunft.
Gib Weisheit denen, die weiterhin um Frieden verhandeln.
Sei bei den Menschen in der Ukraine.
Die ihre Toten beklagen.
Die um ihr Leben fürchten.
Und um ihre Freiheit.
Und bewahre uns davor, die Hoffnung zu verlieren.
In der Stille legen wir dir ans Herz, was uns auch noch bewegt.
Stilles Gebet
Daran halten wir uns fest – das wollen wir im Herzen behalten:
Du, Gott, bis unsere Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten,
die uns getroffen haben.
Amen.

Lesung: Jesaja 2, 1 – 5 – Völkerwallfahrt zum Zion (Pfr. Besold)
1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat. 2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des HERRN / steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. / Zu ihm strömen alle Nationen. 3 Viele Völker gehen / und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN / und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, / auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn vom Zion zieht Weisung aus / und das Wort des HERRN von Jerusalem. 4 Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen / und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden / und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, / und sie erlernen nicht mehr den Krieg. 5 Haus Jakob, auf, / wir wollen gehen im Licht des HERRN.

GL 446, 1 – 4 Lass uns in deinem Namen, Herr (EG 634)

Stimmen der Ukraine (T. Fichtner) (leider sind hier nicht alle Quellen bekannt. Sollte etwas nicht passen, schreiben Sie uns bitte an)

Wolodymir Selenskij, Präsident der Ukraine an das russische Volk
Ihnen sagt man, wir seien Nazis. Wie kann ein Volk den Nazismus unterstützen, das für den Kampf gegen den Nazismus acht Millionen Menschen geopfert hat? Wie könnte ich ein Nazi sein? Erzählen Sie das einmal meinem Großvater, der den gesamten Krieg in der sowjetischen Armee gekämpft hat und am Ende seines Lebens Oberst in der unabhängigen Ukraine war. Ihnen sagt man, wir hassen die russische Kultur. Wie kann man eine Kultur hassen? Egal welche Kultur? Nachbarn bereichern einander durch Kultur. Doch dadurch werden sie noch nicht zu einem einheitlichen Ganzen. Wir lösen uns nicht in Ihnen auf. Wir sind verschieden. Aber das ist kein Grund, Feinde zu sein. Wir wollen unseren historischen Weg selbst bestimmen, unser Leben leben, in Frieden, in Ruhe, in Würde.

Lesja Chartschenko, 47, Dokumentarfilmerin aus Kiew, jetzt Ternopil
Mein Mann Wolodomir hat 2014 als Freiwilliger im Donbass gekämpft, seitdem wussten wir, dass es einen großen Krieg in der Ukraine geben würde. Er hat Politikwissenschaften studiert und ist Historiker, er ahnte, dass dieses Jahr etwas passieren würde. Wir haben uns innerlich darauf vorbereitet. In der Neujahrsnacht waren wir mit Freunden zusammen, wir haben uns gegenseitig gewünscht, 2022 zu überleben. Ein paar Tage vor Kriegsbeginn hat er mich und unsere beiden Söhne von Kiew hierher nach Ternopil in der Westukraine gebracht, auch unsere Katze. Mein Mann wurde hier geboren, meine Schwiegermutter lebt hier. Er sagt, er könne nicht kämpfen, wenn wir in Gefahr sind. Jetzt kämpft er in Kiew als Freiwilliger. ”

Fragen, wie es Freunden und Bekannten geht
Natalja S., 41, Kindermädchen in Rom. Wir schreiben uns, weil ihre Großmutter als Zwangsarbeiterin im 2. Weltkrieg den Hof meiner Großeltern am Laufen gehalten hat.
„Noch halten wir durch. Mein Sohn ist bei meiner Mutter in Iwano-Frankiwsk im Westen. Er darf das Land nicht verlassen. Ihn legal zu mir nach Italien zu holen ist mir nie gelungen. Noch ist er nicht in der Armee.
Hast du gelesen dass das Atomkraftwerk in Zaparoshkij brennt? Dass ist ein Riesenproblem, auch für Europa. Sie sind noch nicht weg.
Ja, betet für uns, am besten täglich. Ich habe gehört, dass das sehr viel hilft.

Ukrainischer Kriegswitz:
„Du bist ein Faschist und Nazi! Ja, ich weiß. Bei uns ist die ganze Synagoge so.“

Nachfragen bei Kolleginnen, wie es ihnen geht
„Meiner Mutter geht es sehr schlecht, wie allen, die noch in Kiew sind.“
„Meine Eltern sind jetzt endlich aus Odessa in Weiden angekommen. Es hat länger gedauert als gedacht, aber jetzt konnte sie mein Mann aus Rumänien abholen. Wir denken an nichts anderes, aber uns geht es gut.
„Mir geht es sehr schlecht, ich schäme mich so sehr für Russland. Ich habe Angst, dass meine Kinder in der Schule schlecht behandelt werden und kann an nichts anders denken. Es ist fürchterlich.“
„Wir sammeln Spenden und Hilfsgüter für die Ukraine und fragen unsere Freunde in der Ukraine, was sie brauchen. Sie sagen: kugelsichere Westen, das ist jetzt am wichtigsten. Wo bekommen wir jetzt nur kugelsichere Westen her?“

Babij Jar
In Babji Jar bei Kiew wurden während des 2. Weltkriegs mehr als 100.000 Menschen ermordet, die meisten davon Juden aus Kiew, darunter drei Onkel von Wolodomir Selenskij. Erst in den letzten Jahren entstand dort ein Holocaust-Mahnmal. In der ersten Woche des Krieges fielen russische Bomben auch auf Gebäude der geplanten Gedankstätte. 1961 machte der russische Dichter Evgenij Evtusenko auf die fehlende Gedenkstätte aufmerksam;

Über Babij Jar, über Babij Jar,
über Babij Jar steht kein Denkmal
Eine steile Klippe – wie ein rauer Grabstein
Ich fürchte mich, ich bin heute so alt
Wie das ganze jüdische Volk.

Marta, 11, aus Kiew, in einem polnischen Übergangslager
»Das ist Stefania, meine kleine Ente! Wie lieb sie guckt, oder? Mama hat gesagt, wir machen einen Ausflug nach Polen, da musste ich Stefania mitnehmen. Ich nehme sie überall mit hin. Stefania ist mein Lieblingskuscheltier.
Alle meine Freundinnen haben so eine Ente, sie ist berühmt aus TikTok-Videos, kennst du die nicht? Mama wollte mir Stefania erst nicht kaufen, sie hat gesagt, sie sei zu teuer. Also habe ich mein Taschengeld gespart, aber das hat zu lange gedauert. Ich wollte sie so dringend. Ich musste Mama versprechen, dass ich Stefania nirgendwo liegen lasse und nicht vergesse. Dann hat Mama mir den Rest von dem Geld dazugegeben.
Wir sind letzte Woche erst zu Oma und Opa aufs Land bei Lwiw gefahren, am Sonntag hat Mama dann gesagt, dass wir erst mal nicht nach Hause fahren, sondern einen Ausflug machen. Nur Mama, mein kleiner Bruder und ich. Papa ist da geblieben. Es ist aufregend, wir schlafen jede Nacht woanders, gestern zum Beispiel im Bus. Ich finde es schade, dass gerade keine Schule ist, ich gehe gern zur Schule. Aber Mama hat gesagt, es sind Ferien.«

Besinnliche Worte (Pfr. Besold)
„Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit“ (Papst Franziskus, 2013).
Doch wir leben auf Hoffnung hin, auf Frieden hin ..
„Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des HERRN / steht fest gegründet [ ] Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen / und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden / und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, / und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“ –
Leider nicht schon heute, sondern erst am Ende aller Tage …

Aktion: Kerzen in den Altarraum
Sie haben ein Teelicht an der Tür mitgenommen. ….. Wir wollen das Licht des Friedens leuchten lassen in unserem Herzen.
Vor dem Altar steht seit dem letzten Wochenende eine große Kerze. Eine Taube ist auf dem Boden aufgezeichnet. Beides steht symbolisch für den Frieden und unsere Hoffnung auf Frieden in der Welt.
Sie sind nun eingeladen, mit dem Teelicht nach vorne zu kommen, und ihr „Herzensgebet“ mitzubringen. Zünden Sie das Teelicht an der großen Kerze an, sprechen Sie im Herzen Ihr Gebet und legen Sie es auf die Umrisse der Friedenstaube.
dazu ruhige meditative Orgelmusik

Ruhige meditative Orgelmusik

Abkündigungen / Spendenaufruf (T. Fichner) https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfseinsaetze/nothilfe-ukraine/

Fürbittengebet (alle)
L: Lasst uns zu Gott beten, dem Urheber des Lebens, von dem wir auch jetzt alles erwarten:
L: Wir beten zu Gott
für die verantwortlichen Politiker in der Ukraine und in der demokratischen Welt
dass sie mit Maß und Weitsicht handeln,
dass sie die Opfer des Kriegs beschützen und tun, was dem Frieden dient.
Wir rufen zu Gott:
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Wir beten zu Gott
für die Opfer des Krieges in der Ukraine,
für die, die zwischen die Fronten geraten, die Bombardierung und Gewalt erleben und Heimat und Geborgenheit verlieren,
für die Flüchtenden, die Hungernden, die Kinder, Frauen und alten Menschen, die ohnmächtig dem Krieg ausgesetzt sind.
Wir rufen zu Gott: …
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Wir beten zu Gott
Für die Überlebenden von Holocaust, Zwangsarbeit und Besetzung im zweiten Weltkrieg, die nun zum zweiten Mal Krieg in ihrem Land erleben.
Für die Unterstützer der belarussischen Oppositionsbewegung, die im Exil in der Ukraine leben und nun erneut flüchten müssen,
für die Menschenrechtler und Kriegsgegner in Russland, die Repression und Gefängnis erleben.
Wir rufen zu Gott: …
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Wir beten zu Gott
für unsere Gesellschaft, dass wir uns vom Krieg nicht zu Feindseligkeiten gegen Menschen verleiten lassen, die hier leben.
Öffne unsere Herzen und lass uns helfen, soviel wir können.
Gibt uns die Kraft, weiter an Begegnungen, Jugendaustausch, Städtepartnerschaften, Frieden und Versöhnung zu arbeiten.
Wir rufen zu Gott:
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Wir beten zu Gott
für die, die nicht in der Lage sind, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen,
für alle, die in Unrecht und Machtkalkül gefangen,
im vermeintlichen Glauben fanatisiert sind
und weder ihr eigenes noch das Leben anderer wertschätzen können,
dass ihr Denken geklärt und ihr Herz gerührt werde.
Wir rufen zu Gott: …
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Wir beten zu Gott
für alle unter uns, die von Angst und Sorge erfüllt sind,
dass dein Frieden sich unter uns ausbreite, der alles Denken und Fühlen übersteigt.

[Stille]

Wir rufen zu Gott: …
G: GL 157 Herr, erbarme dich (gesungen) (EG 178.11)

L: Gott, wir vertrauen dir uns an,
uns und alle Menschen.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Amen

Vaterunser

Lied: GL 860, 1 – 3 Herr, wir bitten: Komm und segne uns (EG 572)

Segen (Pfr. Besold)
Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt,
bewahre eure Herzen und eure Gedanken in der
Gemeinschaft mit Christus Jesus.
Es segne und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen

Hier noch ein paar Impressionen von einer sehr schönen Andacht:
Fotos: R. Kropf

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