Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Karfreitag, dem 15. April 2022 (Text)

Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:

Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 75 (Ehre sei dir, Christe) 1 – 3

Gebet:
Jesus Christus, du hast mit deinem Leben am Kreuz für uns bezahlt.
Dafür danken wir, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.

Evangelium: Johannes 19, 16 – 30:
16Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber 17und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. 18Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. 20Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. 23Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24Da sprachen sie untereinander: Lasst uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten. 25Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. 30Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 81 (Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen) 1 – 3

Text zum Nachdenken:
Lukas 23, 33 bis 49
33Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. 35Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. 39Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 44Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. 46Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! 48Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. 49Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :

Immer, wenn ich die Berichte der Evangelien über den Tod Jesu lese, möchte ich wegschauen. Genauso, wie bei den Bildern aus dem Ukrainekrieg. Diese Grausamkeit belastet uns. Sowohl das sinnlose Morden im Osten, als auch das, was wir über die Kreuzigung Jesu lesen. Denn das war die schlimmste Strafe der Römer. Aber wir müssen heute hinschauen und bekommen dabei vielleicht heraus, warum Jesus so sterben musste. Und dabei helfen uns die drei Worte Jesu am Kreuz, etwas davon zu verstehen. Das erste hören wir, nachdem sie das Kreuz aufgerichtet haben. Zwischen zwei Verbrechern hängt Jesus und sagt: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun”. Das ist erstaunlich, Jesus bittet für seine Mörder. Gott soll ihnen vergeben. Aber eigentlich wissen sie doch, was sie tun. Der Hohe Rat wollte Jesus los sein und erhebt falsche Vorwürfe. Pilatus bricht den Stab über Jesus, obwohl er ihn für unschuldig hält. Doch er wollte seine Ruhe haben. Und die Soldaten verstehen ihr Handwerk. Das Volk, das ihm immer wieder zugejubelt hatte, macht sich über die Gestalt am Holz lustig: Bist du der Messias, dann hilf dir selbst und steige herab vom Kreuz! Alle dachten, dass sie diesen Jesus kennen. Und alle haben ihn nicht verstanden. Deshalb bittet er für diese Menschen: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Jesus ist eben nicht nur für seine Freunde da, sondern auch für alle anderen. Ob sie gleichgültig sind, oder seine Feinde. Er kennt sie und schließt sie in sein Erbarmen ein. Und genauso kennt er uns. Jesus hängt zwischen zwei Verbrechern. Räuber, Mörder, oder Attentäter. Einer dieser Schächer stimmt in der Chor der Spötter ein. Aber der andere erkennt sich in seiner Schuld. Und er sieht Jesus, wie er ist: Unschuldig und Gottes Sohn. Wir sind Übeltäter, sagt er und wir haben diese Strafe verdient. Aber nicht er. Und dann wendet er sich an Jesus und sagt: Denke an mich, wenn du in deinem Reich bist. In seiner größten Not stellt er sich zu Jesus. Und damit wird er uns zum Vorbild. Der Herr antwortet ihm: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“. Das ist sein zweites Wort am Kreuz. Und das gilt bis heute allen, die sich neben Jesus stellen. Er rettet uns aus Sünde und Tod. Das dritte Wort ruft Jeus ganz kurz vor seinem Tod: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Jesus weiß noch im Sterben, wohin er gehört. Zu Gott, seinem Vater. Trotz der grausamen Behandlung, den Schmerzen und der Folter. Dieses grenzenlose Vertrauen hat dann sogar seine Misshandler bewegt. Der Hauptmann der Römer, der die Hinrichtung leitet, spricht es aus: “Wirklich, dieser Mann war ein Gerechter”. Und auch viele andere sind erschüttert. Sie schlagen sich an die Brust und gehen still nach Hause. Und wegen dieser Erschütterung erzählt uns Lukas diese Geschichte. Nicht als Horrorroman und auch nicht, um unsere Sensationslust zu füttern. Es geht auch nicht um den Schmerz Jesu. Sondern auch wir sollen uns erschüttern lassen, unsere Schuld an diesem Tod erkennen und uns an die Seite Jesu stellen.

Lied:
EG 85 (O Haupt, voll Blut und Wunden) in Auswahl

Gebet:
Barmherziger Gott!
Du hast Deinen Sohn nicht verschont, sondern für uns und unsere Sünde dahingegeben. Dafür danken wir dir.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Gib Frieden in der Ukraine.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren.
Unser Land beschütze nach innen und außen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet, den Extremisten und Fanatikern auf allen Seiten entschlossen entgegenzutreten.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Lied:
EG 421 (Verleih und Frieden gnädiglich)

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