Pfarrer Eberius: Hausandacht zum Sonntag Sexagesimä, dem 4. Februar 2024 (Text)

Diesmal gibt es etwas Besonderes. Mein Freund und Kollege aus Schillingsfürst, Klaus Eberius, hat mir seine Andacht geschickt und gemeint, ich könne sie weitergeben. Hier ist sie:

Hausandacht für Anfang Februar 2024

Grüß Gott, liebe Schwester, lieber Bruder in Christus!

Sexagesimae – 60 Tage vor Ostern – so heißt am 4.2 2024 der Sonntag.
Jetzt wenden wir in unseren Gottesdiensten die Blickrichtung. Gerade noch haben wir am 2. Februar, dem 40. Tag nach Weihnachten, die Vollendung der Weihnachtszeit bedacht. Viele unserer Lesungen und Predigttexte haben uns ermahnt, das an Weihnachten in die Welt gekommene Licht mitzunehmen, wenn wir jetzt weitergehen im Jahreslauf, auf Ostern zu. Der Wochenpsalm setzt den Neuanfang, erinnert an Gottes Schöpfung und schaut auf den bäuerlichen Jahreskreislauf, der nach der Winterruhe bald wieder einsetzt.

Wir beten mit Worten aus dem 119. Psalm (Verse 89-92.103-105.116)
Herr, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht;
deine Wahrheit währet für und für.
Du hast die Erde fest gegründet, und sie bleibt stehen.
Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute;
denn es muss dir alles dienen.
Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre,
so wäre ich vergangen in meinem Elend.
Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig. Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falschen Wege
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Erhalte mich nach deinem Wort, dass ich lebe,
und lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung.

Kyrie Eleison – Christe eleison – Kyrie eleison

Schon bevor „im Märzen der Bauer“ zum Säen aufbricht,
denken wir bereits an die Ernte mit einem vertrauten Lied zu ungewöhnlicher Zeit:
EG 508 Wir pflügen und wir streuen
1. Wir pflügen und wir streuen / den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen / steht in des Himmels Hand:
Der tut mit leisem Wehen / sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, / Wuchs und Gedeihen drauf.
Kehrvers Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2. Er sendet Tau und Regen / und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen / gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behände / in unser Feld und Brot:
Es geht durch unsre Hände, / kommt aber her von Gott. Kehrvers

3. Was nah ist und was ferne, / von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne, / der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter / und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter / und Schnee und Ungestüm. Kehrvers

4 Er lässt die Sonn aufgehen, / er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen / und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude, / er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide / und unsern Kindern Brot. Kehrvers
Text: nach Matthias Claudius 1783 Melodie: Hannover 1800

Das Gleichnis vom Wachsen der Saat (Markus 4,26-29)
Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Automatisch – von selbst! Jesus verwendet genau dieses Wort und beschreibt das Werden des Reiches Gottes mit der Arbeit eines Bauern. „Von selbst“ wächst es – und der Mensch „weiß nicht wie!“ Ich denke dabei die großen Traktoren aus der modernen Landwirtschaft, die scheinbar von selbst lenken. Vom Computer und Signalen, die von Weltraumsatelliten übertragen werden, ziehen sie auf dem Feld jedes Mal exakt die gleiche Spur damit sie den Pflanzen nicht beschädigen. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich in diesem Jahr wegen der Bauernproteste schon reichlich Gelegenheit hatte, diese Fahrzeuge aus der Nähe zu betrachten; mit ihrem Arbeitsgerät demonstrieren die Bauern ihre Stärke und ihren Stolz, weil sie mit den politischen Bedingungen ihre Arbeit unzufrieden sind.

Jesus weist dagegen auf den Rahmen hin, der aller menschlicher Arbeit gesetzt ist. Als Teil der göttlichen Schöpfung müssen wir uns alles erarbeiten. Der Bauer pflügt und säht am Ende erntet er. Und doch geschieht das Wesentliche, das Keimen und Wachsen, das Reifen und Fruchten der Saat von selbst man weiß nicht wie und kann nur warten.

„Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand – der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.“ Würden wir da eingreifen, wäre der Erfolg der Arbeit, gefährdet oder gar vernichtet, wie in dem Märchen von dem törichten Bauern, der an den Getreidehalmen zieht, damit sie schneller wachsen. Das Wesentliche geschieht von selbst. Und doch ist Warten mit Arbeit verbunden. Es genügt nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Damit das Leben ein gutes Leben ist; damit die Welt besser wird, als wir sie jetzt beklagen; damit sich die Verhältnisse zum Guten wenden, ist schon auch unser Tun gefragt. Aber in den Grenzen, die unseren Kräften entspricht. Das entlastet! Und entspricht zugleich unserer Lebenserfahrung. „Von selbst!“ geschieht das Wesentliche. Die Ärztin operiert, reinigt und verbindet die Wunde, spricht dem Patienten gut zu, am Ende gilt es, die Heilung abzuwarten.

Der Musiker übt sein Spiel und seine Technik, ob er die Herzen des Publikums erreicht, hat er nicht in der Hand. In der Kirche arbeiten wir fleißig, halten kluge Predigten, ob es gelingt, dass die Menschen dadurch getrost und voll Hoffnung leben können, ihre Probleme mit Zuversicht und Gottvertrauen angehen, das geschieht, wenn Gott es will. Du kannst die besten Absichten haben, dich einsetzen gegen den Klimawandel, dich bemühen, dass du die Menschen wachrüttelst und informierst, dass du sie überzeugst, indem du mit gutem Beispiel voran gehst. Ob du aber die Welt rettest, das liegt nicht an dir, und wenn du dich auf die Straße klebst. Es geschieht von selbst. Aus Gottes Gnade.

083 Meine engen Grenzen
1. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich!
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich!

2. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich!
Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich!

3. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich!
Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich!

4. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit
Bringe ich vor dich.
Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich!
Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich!
Text: Eugen Eckert, Musik, Winfried Heurich

Gottes Segen für diese Woche wünsche ich Ihnen von Herzen.
Ihr Klaus Eberius
Pfarrer in der Pfarrei Tauber-Wörnitz

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