Pfr. Zeh: Andacht zum Ostersonntag (Text)
Anfangen
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen.
Den Wochenpsalm beten
Psalm 118, 14-24
Ein Lied singen
EG 99 Christ ist erstanden
Auf Gottes Worte hören
Osterevangelium: Markus 16,1-8
Andacht
Ostern Verschoben!
Die Osterfeierlichkeiten werden aufgrund der aktuellen Situation durch die Corona-Pandemie verschoben. Die Gesundheit unserer Gemeindeglieder hat für uns höchste Priorität, daher haben sich die Verantwortlichen entschlossen, die für den 12. April 2020 geplante Auferstehung auf das Jahr 2021 zu verschieben.
Das ist natürlich Quatsch. Ostern findet statt. Ob mit oder ohne Zuschauer.
Was aber ohne Zuschauer nicht stattfindet, sind z.B. die Oberammergauer Passionsspiele.
Die Zeilen, die Sie oben lesen können stammen (leicht abgeändert) von der Website der Veranstalter. Sie mussten die geplanten Aufführungen verschieben.
Eigentlich findet dieses Spektakel ja alle zehn Jahre statt. Das wussten Sie sicher. Aber wissen Sie auch, woher diese Tradition kommt? Sie geht auf ein Pestgelübde zurück: 1632 suchte die Pest Oberammergau heim, 1633 hatte fast jede Familie Tote zu beklagen. Pestkranke gelobten auf dem Friedhof, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest sterben sollte – so kam es tatsächlich.
Ein Schelm, der es Ironie des Schicksals nennt, dass die Passionsspiele nun zum ersten mal nicht stattfinden können… ausgerechnet wegen einer Pandemie.
Aber es hilft ja nichts. Wenn keiner zuschauen kann, dann hat es ja auch keinen Sinn, oder?
Und wie war das nochmal mit Ostern?
Wenn man es genau nimmt, waren da ja auch keine Zuschauer dabei. Also bei der „Uraufführung“ sozusagen. Vorher gab es großes Hallo. Beim Einzug in Jerusalem. Als Jesus von Pilatus verurteilt wurde. Auch bei der Hinrichtung auf Golgatha gab es Zuschauer. Aber dann. Im entscheidenden Moment. Da gibt es kein Publikum.
Nur ist es da ganz anders als bei den Oberammergauer Passionsspielen. Ostern macht auch ohne Zuschauer Sinn! Bloß weil wir uns im Moment nicht versammeln dürfen, heißt das noch lange nicht, dass wir Ostern verschieben müssen. Denn eigentlich ist es genau umgekehrt. Ostern verschiebt uns!
Ja, wirklich. Überlegen Sie mal, was das so alles verschoben hat.
Die Frauen, die am dritten Tag in aller Früh ans Grab kamen. Eigentlich wollten die Jesu Leichnam salben. Dieses Vorhaben konnten sie getrost verschieben…
Und warum das Ganze? Weil der Stein vor dem Grab – Sie ahnen es – verschoben war!
Aber es kommt noch besser. Plötzlich stand Jesus vor ihnen. „Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt!“ (Mt 28,9)
Also, wenn einem sowas nicht die ganze Weltsicht verschiebt, dann weiß ich auch nicht.
Dass Jesus tot ist, wissen die Frauen. Das haben sie selbst gesehen.
Und jetzt steht er auf einmal vor ihnen. Auch das sehen die Frauen mit ihren eigenen Augen. Und nach ihnen noch viele mehr. Petrus und die anderen Jünger. Oder die Zwei, die nach Emmaus gingen.
Aber Moment mal. Jesus ist tot und lebendig? Das passt doch nicht. Da muss doch was passiert sein. Zwischen Kreuz und Begegnungen. Also in diesem Moment ohne Zuschauer.
Ganz recht. Da ist was passiert. Nämlich das Entscheidende: Die Auferstehung. Oder anders gesagt: Da hat sich was verschoben. Vom Tod hin zu neuem Leben.
Genau das passiert an Ostern. Der Einbruch von Gottes neuer Wirklichkeit in unsere Welt. Einmalig. Unerklärlich. Völlig verschoben. Und dabei lässt sich der Schöpfer halt nicht von Publikum auf die Finger schauen. Das müssen wir wohl oder übel so hinnehmen. Aber daran ist in diesem Fall ausnahmsweise einmal nicht Corona schuld. Anders als in Oberammergau. Da verpassen die potenziellen Zuschauer wegen des Virus dieses Jahr nicht nur einen entscheidenden Moment, sondern leider das komplette Programm.
Auf der Website ist darüber zu lesen: „Das Passionsspiel beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und erzählt die Passionsgeschichte über das Abendmahl hin bis zur Kreuzigung und endet mit der Auferstehung.“
Aber das ist eben der große Unterschied. Da, wo in Oberammergau aufgehört wird, geht die Geschichte für uns Christen erst so richtig los.
Beten
Beten: in der Stille mit Gott reden.
Und darauf vertrauen: Da ist ein Du, das mich sieht und hört.
Still sein Ich will dir danken, Gott …
Still sein Ich denke an …
Still sein Das beschäftigt mich …
Still sein
Hilf mir,
dass ich in aller Ungewissheit und Angst nicht das Vertrauen verliere.
Lass mich und die anderen besonnen bleiben.
Bewahre die Schwachen. Sorge für die Kranken. Sei bei allen, die sterben.
Beschütze alle, die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten,
die Kranke pflegen, Eingeschlossene versorgen
und sich darum bemühen, dass wir haben, was wir zum Leben brauchen.
Vater unser im Himmel…
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.