Pfr. Schertel: Hausandacht am 21. Sonntag nach Trinitatis, dem 1. November 2020 (Text)
Endlich können wir wieder Gottesdienste feiern. Allerdings gelten immer noch Beschränkungen. Deshalb werde ich diese Hausandachten fortsetzen, bis wieder normale Zeiten anbrechen.
Also, setzen Sie sich doch im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht stellen Sie eine Kerze auf den Tisch und legen ein Kreuz daneben.
Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.
Lied:
EG 445 (Gott des Himmels und der Erden) 1 + 5
Gebet:
Gott, wir danken dir dafür, daß du uns erhältst, auch in Not und Traurigkeit. Hilf uns, das Vertrauen auf dich festzuhalten. Durch Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Evangelium: Matthäus 5, 38-48, 2 – 16
38Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. 40Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. 41Und wenn dich jemand eine Meile nötigt , so geh mit ihm zwei. 42Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
43Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. 44Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48Darum sollt ihr
vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)
Glaubensbekenntnis
Lied:
EG 377 (Zieh an die Macht) 1 + 4
Text zum Nachdenken:
Jeremias 29, 1 – 14
1Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte – 2nachdem der König Jechonja und die Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren –, 3durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda, nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel: 4So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu allen Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: 5Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; 6nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. 7Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl. 8 Denn so spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! 9Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HERR. 10Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. 12Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.
(Dt. Bibelgesellschaft)
Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :
Jeremia schreibt einen Brief an die Leute, die der babylonische König Nebukandnezar aus dem besiegten und zerstörten Jerusalem hat deportieren lassen. Und diese Menschen hatten einen Brief bitter nötig. Denn sie waren am Boden zerstört. Daß Babylon den Krieg gewinnt, hätten sie vielleicht verstanden. Denn die hatten 10 mal mehr Soldaten. Aber, daß sie den Tempel zerstören und die Bewohner Judas und Jerusalems einfach mitnehmen, das war zu viel. Denn man hatte sich so sicher gefühlt. Egal, was kommt. Gott würde Jerusalem und sein Heiligtum schützen. Und dann, wie sollte man den Glauben an Gott leben, wenn die vorgeschriebenen Opfer und Gebete im Tempel nicht mehr nötig wären? Da schreibt Jeremia: Ihr müßt akzeptieren, daß diese Katastrophe Gottes Weg für euch ist. Nicht er hat versagt, sondern ihr. Weil ihr euch in falscher Sicherheit gewiegt und nicht mehr auf ihn gehört habt, ist das Verhängnis über euch gekommen. Fügt euch, macht euch in der Fremde heimisch und helft dort mit, wo ihr seid. Und auch ohne den Tempel wird sich Gott finden lassen, wenn ihr nach ihm fragt. Denn auch in der schrecklichen Fremde will er euer Gutes. Das haben sich die Juden gefallen lassen. Sie haben ihre Schuld bereut und neue Wege des Glaubens gefunden. Keine Opfer im Tempel mehr, sondern in der Synagoge Gottes Wort hören und danach leben. Und schließlich, nach 70 Jahren, durften sie heimkehren.
Auch wir sind in einer verwirrenden Situation. Ab morgen gelten wieder massive Beschränkungen. Es wäre sicher vermessen, darin eine Strafe Gottes zu sehen. Aber es ist eine Gelegenheit zum Nachdenken. Leben wir so, wie es Gott will und es gut ist? Oder haben wir uns zulange im Gefühl gesonnt, daß wir eigentlich unantastbar sind? Ich denke, wir können sehen, wie zerbrechlich unser Alltag und Leben ist und bescheidener und demütiger werden. Aber wir haben auch das vertrauen auf Gott, der sagt: Ich habe Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Ich denke, in dieser schweren Zeit ist es wichtig, das Vertrauen auf Gott festzuhalten und, tatsächlich, „der Stadt Bestes zu suchen“, also mitzuhelfen, daß sich die Pandemie so wenig, wie möglich ausbreitet.
Lied:
EG 572 (Herr, wir bitten, komm und segne uns) 1 + 5
Gebet:
Barmherziger Gott!
Es wird weder schlimmer mit der Pandemie. Schütze uns und unser armes Land.
Laß uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Hilf unseren Glaubensgeschwistern, die in vielen Ländern der Erde verfolgt werden.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind. Laß sie deine Liebe und Treue erfahren.Unser Land beschütze nach innen und außen.
Sei bei den Einsamen, Kranken und Trauernden.
Beschütze die verfolgten Christen und hilf den Menschen in Beirut. Laß die Verantwortlichen in der EU Lösungen für die schlimme Lage der Flüchtlinge in Griechenland angehen.
Amen
Vaterunser
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist. Amen.