Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Sonntag Exaudi, dem 29. Mai 2022 (Text)
Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.
Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.
Lied:
EG 455 (Morgenlicht leuchtet) 1 – 3
Gebet:
Wir sind niemals allein, weil uns dein Heiliger Geist umgibt.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.
Evangelium: Johannes 16, 5 – 15
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? 6Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. 7Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. 8Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; 9über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; 10über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; 11über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. 12Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. 13Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. 14Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. 15Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird’s von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)
Glaubensbekenntnis
Lied:
EG 136 (O komm, du Geist der Wahrheit) in Auswahl
Text zum Nachdenken:
Römer 8, 26 bis 30
Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. 28Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. 29Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
(Deutsche Bibelgesellschaft)
Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :
Wenn man älter wird, 60 oder 90, hat man bereits einiges erlebt. Gutes und Kraftraubendes, Glück und Leid. Da ist der glänzende Lack der Hoffnung, den wir mit 13 oder 14 hatten, schon ziemlich abgeschliffen. Oft sieht man bereits die Grundierung, oder das nackte Blech schaut heraus. Und wenn man sich dann erinnert, kommen uns auch solche Verse in den Kopf, wie sie der Paulus aufgeschrieben hat. Damals mussten wir sie auswendig lernen: “Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen”, oder: “Der Geist hilft unserer Schwachheit auf”, oder unser Konfirmationsspruch. Der Apostel hat eben um die Grenzen gewusst, die es in jedem Leben gibt: Manches kann man mit Elan, Schwung und Kraft bewältigen. Und anderes geht einfach nicht. Da sind wir zu schwach. Und es gibt Situationen, da hilft uns auch keiner, weder die Familie, noch die Freunde. Und wir bringen nicht einmal mehr ein Gebet zusammen. So ist das Leben halt. Da ist es gut, dass Paulus so offen von der Schwachheit redet. Er, der doch unermüdlich in der Welt unterwegs war, um den Glauben an Jesus auszubreiten, weiß genau und schreibt es auch immer wieder, von seinen eigenen Grenzen. Und deshalb spricht er hier von dem, was ihm Hoffnung macht und was ihn durch solche Zeiten der endlosen Mühen hindurchträgt. Manchmal kann man nicht beten. Sicher. Aber da ist noch jemand, der dann für uns einspringt. So, wie man mit Glasfasermatten, oder einem starken Klebeband die durchgerostete Stelle am Auto stabilisieren und oft sogar reparieren kann. Es ist der Geist Gottes, der für uns in der Schwachheit eintritt. Vor dem Vater im Himmel vertritt er uns und bringt uns in Erinnerung. Deshalb schreibt Paulus, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Das bedeutet nicht, dass alles wieder gut wird. Man hätte es ja gerne so. Religiöse Erlebnisse und im Alltag die Kraft, Bäume auszureißen. Aber die Schwäche bleibt. Doch eines ist anders geworden durch den Geist, der unserer Schwachheit aufhilft. Doch wir brechen nicht zusammen und es geht weiter. Der Apostel begründet das mit dem Begriff “Ebenbild” des Sohnes Gottes. Und wenn wir das sein sollen, hilft uns diese Vorstellung. Denn Jesus war ja auch keine der strahlenden Gestalten der Antike. Kein Kaiser, der im goldenen Streitwagen den Triumphzug in Rom anführt, mit Lorbeeren bekränzt und hinter sich die Kriegsbeute zur Schau stellend. Sondern ein macht- und mittelloser Wanderprediger, den sie gefangen genommen und ans Kreuz geschlagen Was Jesus war, hat sein Vater zum Besten gewendet. Und wenn wir ihm gleichen sollen, wird es Gott auch mit uns so machen. Uns erhalten, in Freude und Leid, Traurigkeit und Glück. Ein paar Verse weiter schreibt Paulus: “Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein … Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, … weder Hohes noch Tiefes … mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.”
Lied:
EG 317 (Lobe den Herren) 1 – 5
Gebet:
Barmherziger Gott!
Du bist an jedem Tag bei uns, dafür danken wir dir.
Aber wir sehen auch die Not vieler Menschen, in den Kriegsgebieten,
aber auch dort, wo sich Naturkatastrophen ereignet haben.
Hilf allen Menschen in ihrer Not.
Schenke uns die nötige Gelassenheit wegen dem, was kommen mag.
Gib den Regierenden deinen Geist und die richtigen Pläne gegen das Unglück.
Lass das, was draußen blüht und wächst, zur Frucht kommen.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren.
Unser Land beschütze nach innen und außen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet, den Extremisten und Fanatikern auf allen Seiten entschlossen entgegenzutreten.
Amen
Vaterunser
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden gnädiglich)