Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Pfingstfest, dem 5./6. Juni 2022 (Text)

Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:

Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten.
Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 564 (Komm, Heilger Geist) 1 – 3

Gebet:
Du hast deinen heiligen Geist über den Christen ausgegossen, als Tröster und Helfer.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.

Epistel: Apostelgeschichte 2, 1-21
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. 2Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 5Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 9Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, 10Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, 11Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. 12Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 13Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. 14Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! 15Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; 16sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): 17»Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. 19Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. 21Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 130 (O Heilger Geist, kehr bei uns ein) 1 – 3

Text zum Nachdenken:
Römer 8, 1 bis 11
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. 2Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. 3Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, 4damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. 5Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. 6Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. 7Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. 8Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. 9Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. 10Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. 11Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :

Die Pfingstgeschichte weckt Sehnsucht. Da war ein verwirrtes Häuflein Menschen. Freunde von Jesus. Sie hatten seinen Zug durch Palästina erlebt, aber auch den Tod am Kreuz. Hoffnung schöpften sie mit seiner Auferstehung, aber an Himmelfahrt war Christus wieder weg. Und nun? Immer noch trafen sie sich. Aber Klarheit über ihren Weg hatten sie keine. Doch dann kam Gottes Geist über sie. Mit Brausen und Feuerflammen. Und mit ihm der Mut, hinauszugehen in die Welt und von Jesus zu erzählen. Das Pfingstwunder war der Auslöser für die Entstehung der Kirche.

Diese Verwirrung und vielleicht auch Mutlosigkeit kenne ich auch. Sicher, hier in Illschwang ist alles wieder angelaufen, nach der Coronaqual. Und es ist fast wieder, wie damals, in der guten alten Zeit. Aber insgesamt ist es für uns Christen schwer. Wohin soll die Kirche sich richten? Soll sie zur Serviceagentur für spirituelle Bedürfnisse werden, oder als moralisches Gewissen der ganzen Gesellschaft agieren? Und wohin ist der Grundstrom von Glaubenswissen versickert? Und dann die Kämpfe in der Ukraine, was wird das für uns an Konsequenzen haben – jenseits der Preissteigerungen für so viele Güter?

Vielleicht ist es heute so, wie die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten für die Jünger. Irgendwie mau und niedergeschlagen. Damals kam der Geist und hat alles neu gemacht. Es wäre doch schön, wenn er auch zu uns käme! In den Versen aus dem Römerbrief geht es auch um den Geist Gottes. Er steht im Gegensatz zum Geist des Fleisches. Das Fleisch regiert die Welt. Für den Apostel ist es der Sammelbegriff für alles Böse, Unhumane und Quälende in einer Welt, die Gott nicht kennen will. Sicher, dort gibt es auch ein Gesetz. Aber das soll nur das Schlimmste verhindern. Zum Heil führt es nicht. Dem gegenüber steht das Gesetz des Geistes. Paulus ist sich sicher, dass wir Christen diesen Geist bereits haben. Denn Jesus ist für uns gestorben. Und mit ihm sind jetzt auch die Sünden tot und die Macht des Bösen vergangen. Mit ihm sind wir als Gottes Kinder auferstanden und leben durch seinen Geist. Und trotzdem ist alles so trübe, wie es ist, möchte ich einwenden. Ja, schon, würde Paulus sagen. Aber eines ist anders. Du hast den Geist Gottes in dir. Der macht dich stabil und er gibt dir die Möglichkeit, gerade in so einer Zeit zum Zeugen des Evangeliums zu werden.

Lied:
EG 128 (Heilger Geist, du Tröster mein) 1 – 7

Gebet:
Barmherziger Gott!
Wir leben in einer dunklen Zeit, voller Fragen und mit wenigen Antworten.
Da ist die Müdigkeit deiner Kirche, der Krieg im Osten, die hohen Preise bei uns.
Gib uns durch deinen Geist die richtigen Antworten und Taten.
Tröste alle, die leiden.
Besonders auch die Menschen und ihre Angehörigen, die bei dem Zugunglück verletzt, oder getötet wurden.
Lass das, was draußen blüht und wächst, zur Frucht kommen.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren.
Unser Land beschütze nach innen und außen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet, den Extremisten und Fanatikern auf allen Seiten entschlossen entgegenzutreten.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden gnädiglich)

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