Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Illschwanger Kirchweihsonntag, 1. Sonntag nach Trinitatis, dem 19. Juni 2022 (Text)

De heutige Andacht ist anders, als sonst. Ich muss auch im katholischen Gottesdienst predigen und habe etwas zum Namenspatron unserer Kirche vorbereitet.
Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:

Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten.
Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 291 (Ich will dir danken, Herr) 1 – 3

Gebet:
Du hast Menschen zum Glauben gerufen und in Gemeinden gestellt.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.

Evangelium: Lukas 19, 1-10
1Und Jesus ging nach Jericho hinein und zog hindurch. 2Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. 3Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. 4Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. 6Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. 7Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. 8Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. 9Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. 10Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 245 (Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren) 1 – 3

Text zum Nachdenken:
Psalm 119, 46
Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :

In diesem Jahr ist die Kirchweih, wie früher. Am Samstag haben die Kirchweihburschen mit viel Muskelkraft den Baum aufgestellt und im Zelt ist buntes Treiben. Am Sonntag wird der Baum ausgetanzt. Und wir sind für diese festliche Normalität dankbar. Aber, was hat es mit dieser Kirche auf sich? Sie ist nach Veit benannt.
Ihre Ursprünge liegen im Dunkel des 8. Jahrhunderts. Von Eichstätt her kamen Missionare und haben den Leuten das Evangelium gebracht. Anscheinend ging es nicht ohne Kämpfe mit der heidnischen Bevölkerung. In der Sage von der Teufelskanzel, einem Felsen auf der anderen Talseite, wird davon erzählt. Während die Illschwanger ihr erstes Gotteshaus errichteten, predigte man von diesem Felsen dagegen an. Als die Kirche fertig war, kam der Teufel dorthin und konnte nichts ausrichten. Wütend stampfte er auf, ging und kam nicht wieder.
Vielleicht hat man wegen dieser Kämpfe in der Missionszeit die Kirche nach dem Veit benannt. Er war ein junger Römer. Seine Amme Crescentia und ihr Mann Modestus erzogen ihn, gegen den Willen seines Vaters, christlich. Weil der junge Veit im Glauben standhaft blieb, wollte ihn sein Vater umbringen. Aber zusammen mit seinen Erziehern konnte er fliehen. Der römische Kaiser und Christenverfolger Diokletian hörte von diesem Mann. So musste Vitus kommen und einen Sohn des Kaisers heilen. Aber zum Heidentum zurück konnte er nicht. Also wurde er in kochendes Öl geworfen. Wunderbar errettet, kehrte er ins Exil zurück uns starb um das Jahr 304.
In der Illschwanger Gegend blieb es ruhig bis in die Reformationszeit. Die Leute und später auch der Sulzbacher Herzog hielten sich an Luthers Lehre. Aber nicht lange danach zwangen die Herzöge die Bevölkerung mehrmals zum Konfessionswechsel. Und schließlich kam 1652 das Simultaneum, das beide, katholisch und evangelisch, formal gleich berechtigte und den Gemeinden das Kirchengut zur gemeinsamen Nutzung aufgab. Allerdings kam es dann immer wieder zu erbittertem Streit und die Konfessionsgrenzen verfestigten sich. Mischehen waren unmöglich und man stritt auf dem Kirchhof. Erst seit ungefähr 50 Jahren hat man es gelernt, friedlich miteinander zu leben.
Aber was betrifft uns das alles heute? Es gibt doch so viele drängende Probleme: Ukraine, Corona, Klimakatastrophe. Sicher, heute wird kein Christ verfolgt, aber die Kirche bekommt Gegenwind. manchmal sogar zurecht, wenn man an die vertuschten Missbrauchsfälle in deutschen Bistümern denkt. Und, je, nachdem, ob man konservativ ist, oder liberal: die evangelische Kirche macht es keinem Recht. So verliert die Kirche an Einfluss. Das ist eigentlich nicht schlimm. Denn Kirche muss keine Macht haben. Viel schlimmer ist es, dass immer mehr Menschen verlernen, sich im Leben und Sterben, im Schweren und Guten, auf Jesus zu verlassen – so, wie es der Veit und auch die Vorfahren in schwierigen Zeiten getan haben. Und das kann man nicht allein, genauso wenig, wie der Veit. Der hatte seine Erzieher. Und wir finden in den Gemeinden Mitgenossen. Und so, wie Crescentia und Modestus, auch gegen den Wunsch des Vaters, Veit zum Glauben geführt haben, sollten wir es auch machen. Bei denen, die mit uns leben.

Lied:
EG 265 (Nun singe Lob, du Christenheit) 1 – 6

Gebet:
Barmherziger Gott!
Wir leben in einer dunklen Zeit, voller Fragen und mit wenigen Antworten.
Da ist die Müdigkeit deiner Kirche, der Krieg im Osten, die hohen Preise bei uns.
Gib uns durch Deinen Geist die richtigen Antworten und Taten.
Tröste alle, die leiden.
Besonders auch die Menschen und ihre Angehörigen, die bei dem Zugunglück verletzt, oder getötet wurden.
Lass das, was draußen blüht und wächst, zur Frucht kommen.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren.
Unser Land beschütze nach innen und außen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet, den Extremisten und Fanatikern auf allen Seiten entschlossen entgegenzutreten.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden gnädiglich)

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