Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Erntedankfest, dem 3. Oktober 2021 (Text)
Wir können wieder Gottesdienste feiern. Aber ich werde diese Hausandachten noch eine Weile fortsetzen.
Also, setzen Sie sich doch im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.
Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.
Lied:
EG 447 (Lobet den Herren, alle die ihn ehren) 1, 2, 6 – 7
Gebet:
Du hast auch dieses Jahr wieder genug wachsen lassen, für uns und alle Wesen.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Evangelium: Markus 8, 1 bis 9:
Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: 2Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen. 3Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. 4Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen? 5Und er fragte sie: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben. 6Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. 7Und sie hatten auch einige Fische, und er dankte und ließ auch diese austeilen. 8Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. 9Und es waren etwa viertausend; und er ließ sie gehen.
(Deutsche Bibelgesellschaft)
Glaubensbekenntnis
Lied:
EG 502 (Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit), 1 – 5
Text zum Nachdenken:
2. Korinther 9, 6 bis 15
Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. 7Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 8Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk; 9wie geschrieben steht (Psalm 112,9): »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.« 10Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. 11So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Einfalt, die durch uns wirkt Danksagung an Gott. 12Denn der Dienst dieser Sammlung hilft nicht allein dem Mangel der Heiligen ab, sondern wirkt auch überschwänglich darin, dass viele Gott danken. 13Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über eurem Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über der Einfalt eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen. 14Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwänglichen Gnade Gottes bei euch. 15Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!
(Deutsche Bibelgesellschaft)
Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :
Pünktlich zum heutigen Sonntag beginnen die Blätter, sich gelb zu färben, die Bauern haben geerntet und die Wintersaat ausgebracht. Erntedank. Wer möchte dem Apostel Paulus nicht beistimmen, wenn er schreibt: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ Und auch wir können Danke sagen. Für ein Jahr, in dem es wieder geregnet hat. Also nicht das dritte Mal in Folge die Dürre. Gut, es gab späte Fröste, eine lange, zu nasse Periode im Frühling und so weiter. Aber es hat gepasst. Und wenn wir die Bilder von anderswo im Auge haben: Die Fluten im Ahrtal, die alles mitgerissen haben, ausgedehnte Waldbrände usw. dann können wir extrem dankbar dafür sein, dass es bei uns anders war. Sogar mit der Corona ist es besser geworden. Gott sei Dank für alles Gute, mit dem er uns täglich und reichlich versorgt, ohne dass wir es verdient hätten. Und dennoch: es leiden auf dieser Welt viel mehr Menschen Not, als es ihnen gut geht. Und da kommen wir in die Nähe dessen, was Paulus eigentlich will. Er hat nicht das Erntedankfest im Blick, sondern die Jerusalemer Urgemeinde. Die Christen dort brauchen Hilfe. Und als Paulus in Jerusalem war, vereinbarte er mit den Aposteln dort, in der Diaspora eine Kollekte zu sammeln. Einerseits, um der akuten Notlage abzuhelfen, andererseits, um die Verbundenheit aller Christen zu zeigen. Und es gehört zum Grundbestand unseres Glaubens, Menschen zu helfen, die leiden. Das haben die Gemeinden in Übersee verstanden, die ganz schnell nach der Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland gesammelt und Hilfe geschickt haben. Aber so eine Spendenbereitschaft ist nicht bloß ein Gebot der Mitmenschlichkeit. Sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Geber Gott dankbar sind. Denn der Herr hat uns überreich mit seinen Gaben beschenkt. Nicht nur, was das Materielle betrifft, sondern auch durch den Glauben, sein Wort und die Sündenvergebung. Ja, Gottes Gaben sind unaussprechlich groß und viel. Es ist genug für alle da, theoretisch auch für alle Menschen. Praktisch sind die Stücke dieses Kuchens nicht gerecht verteilt. Wir wissen das seit langem, und die Regierungen der reichen Länder auch. Aber es geschieht nichts. Würden wir den Apostel fragen, wie Erntedank richtig aussieht, würde er zunächst sagen: Vergesst die nicht, die in Not sind. Bei euch und anderswo. Und er würde wohl auch mahnen, mit dem Klimaschutz Ernst zu machen. Anderen helfen – was haben wir davon? Paulus meint, dass die Hilfsbereitschaft keine Einbahnstraße ist. Sie nutzt nicht nur den Empfängern, sondern auch den Gebern. Denn sie bringt die, die den Überfluss haben dazu, Gott zu danken. Denn, wer austeilt, hat ja zuerst mal etwas bekommen. So verbindet der Dank beide, den Geber und den Empfänger. Wer im Segen sät, wird auch im Segen empfangen.
Lied:
EG 508 (Wir pflügen und wir streuen), 1 – 4
Gebet:
Barmherziger Gott!
Wir danken dir für die Güte, mit der du uns am Leben erhältst. Für alles, was geerntet wurde, für das Wetter und für die Gaben des Glaubens.
Heute danken wir dir auch dafür, dass du unser einst gespaltenes Land wieder vereinigt hast. Lass uns, aber auch die reichen Staaten und mächtigen Wirtschaftsleute, verantwortlich mit dem umgehen, was du uns gegeben hast. Hilf uns, auf dich zu vertrauen.
Bewahre uns vor neuen, schweren Ausbrüchen der Coronaviren. Lass uns erkennen, woran unsere Zeit leidet und hilf uns, es besser zu machen.
Wir bitten dich für uns und alle Christen: Stärke unser Vertrauen auf dich. Gib uns den Mut dich zu bezeugen und hilf uns das Richtige zu tun.
Sei du auch bei denen, deren Wohnorte überschwemmt worden sind. Viele warten immer noch auf Hilfe. Lass Hilfsmaßnahmen dort schnell greifen. Beschütze uns und das ganze Land vor neuen Fluten.
Sei du bei den verzweifelten Menschen in Afghanistan.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind. Lass sie deine Liebe und Treue erfahren. Sei du bei denen, die im Sterben liegen.
Amen
Vaterunser
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.