Pfarrer Schertel: Hausandacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, dem 7. November 2021 (Text)

Wir können wieder Gottesdienste feiern. Aber ich werde diese Hausandachten noch eine Weile fortsetzen.

Also, setzen Sie sich doch im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:

Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 447 (Lobet den Herren) 1, 2, 10

Gebet:
Barmherziger Gott, wir warten auf dich und dein Eingreifen. In unserem Leben und in der Welt.
Gib uns Hoffnung und Zuversicht auf dich.
Durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.

Evangelium: Lukas 17, 20 – 30:
20Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann; 21man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. 22Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! 24Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. 25Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. 26Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird’s auch geschehen in den Tagen des Menschensohns: 27Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. 28Ebenso, wie es geschah zu den Zeiten Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; 29an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. 30Auf diese Weise wird’s auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden.
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 152 (Wir warten dein, o Gottes Sohn), 1 – 4

Text zum Nachdenken:
Psalm 85
1Ein Psalm der Söhne Korach, vorzusingen. 2HERR, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande und hast erlöst die Gefangenen Jakobs; 3der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk und alle seine Sünde bedeckt hast; – SELA – 4der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen und dich abgewandt von der Glut deines Zorns: 5hilf uns, Gott, unser Heiland, und lass ab von deiner Ungnade über uns! 6Willst du denn ewiglich über uns zürnen und deinen Zorn walten lassen für und für? 7Willst du uns denn nicht wieder erquicken, dass dein Volk sich über dich freuen kann? 8HERR, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil! 9Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, damit sie nicht in Torheit geraten. 10Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; 11dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen; 12dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue; 13dass uns auch der HERR Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe; 14dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :

Erzähl doch mal von früher! Das sagen Kinder immer wieder. Und auch wir tauchen gerne mal in die Erinnerung ab. Ach ja, wie schön war es doch damals, seufzen wir und vergleichen mit unserer trüben Gegenwart. So eine fast melancholische Erinnerung steht auch am Anfang unseres Psalms. Der Beter hat vor Augen, dass Gott sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft erlöst und das Versagen der Vorfahren vergeben hat. Denn die hatten über Jahrhunderte hinweg andere Götter angebetet und die Hilflosen im Land drangsaliert. Und man hatte gelernt, dass die Niederlage gegen Nebukandnezar und die Verschleppung nach Babylon Gottes gerechte Strafe gewesen ist. Aber er hat die Reue gesehen, verziehen und das Volk wieder in die Heimat geführt. Wie schön. Doch es gab Grund für die Traurigkeit und Anlass für die Klage. Denn der Wiederanfang war schwierig. Es lag alles wüst und zerstört. Und man musste wieder aufbauen, mit großer Mühe. Und die Ernten auf dem ungepflegten Feld waren zu wenig, um wirklich ein Jahr zu reichen. Gott, hast du uns hier vergessen? Denk doch dran, wie du uns wieder hierher gebracht hast. Hilf uns! Aber, so sagt der Psalm, wir vertrauen dir. Wir wissen, dass du bei denen bist, die auf dein Wort hören, die dir vertrauen und die zu dir beten. Du wirst Treue schenken, Gerechtigkeit, Friede und eine gute Ernte. So kann man das Volksklagelied umschreiben. Und manches von dem hat ja auch unser Volk erlebt. Das Versagen vor den großen Kriegen des letzten Jahrhunderts. Es ist eben nicht gelungen, Frieden zu halten, wegen dem Rassismus und der Menschenverachtung des 3. Reiches. 1945 war unser Land zerstört, zerstückelt und im Osten amputiert. Aber Gott hat wieder Gnade gegeben, nachdem viele Menschen erkannt hatten, was sie, was unser Staat, falsch gemacht haben. Die Trümmer hat man geräumt und es wurde alles wieder gut. Und dennoch schauen wir trübe und matt auf unsere Gegenwart. Der dritte Coronawinter steht vor der Tür. Der Staat muss, vielleicht sogar etwas verspätet, wieder strengere Regeln verhängen. Und auch das andere Problem unserer Zeit, die Erderwärmung, wird zerredet und nicht angegangen. Auch im privaten Leben können manche nicht lachen. Wenn sie krank sind, oder einen lieben Menschen verloren haben – oder wenn es Streit gibt, in der Familie, oder in der Nachbarschaft. Oder, wenn man alleine ist. Vielleicht ist das alles etwas, von dem die Leute des Alten Testaments gesagt hätten: Der Zorn Gottes über unsere Zeit und darüber, dass wir seinen Willen vergessen und übertreten haben. Wir Christen reden ungern darüber. Weil sich das Bild des „lieben Gottes“ in unseren Köpfen verfestigt hat. Der kann uns nicht böse sein. Der vergibt uns alles und lässt uns weitermachen. Und es ist ja auch so, seit Jesus Christus überwiegen seine Liebe, seine Gnade und die Vergebung. Aber das bedeutet doch nicht, dass Gott es gut finden muss, wenn wir nicht auf ihn hören, wenn wir uns vom eigenen Nutzen treiben lassen, wenn wir uns immer durchsetzen wollen und so weiter. Wir benehmen und nicht unbedingt so, wie man es von Christen erwarten könnte. Vielleicht schaut Gott eben nicht einfach weg. Doch das Leiden bleibt. Aber wie gehen wir damit um? Ich neige dazu, solche Dinge in mich hineinzufressen. Und ich glaube, viele andere machen das genauso. Aber vielleicht weist uns dieser Psalm einen anderen Weg. Wie wir diese Belastungen ein Stück weit abgeben können. Indem wir bei Gott klagen. Ihn daran erinnern, dass er für uns da ist. Seit unserer Taufe gilt seine Zusage: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!“ Und wenn wir seine Hilfe suchen; in der Bibel, im Gebet und auch in der Erforschung unseres Gewissens. Klar, dass dann nicht sofort alles gut wird. Aber es wird sich etwas ändern. Wir erkennen nämlich die Hand Gottes, die er uns entgegenstreckt. Und mit der er uns in der eigenen Not hilft. Er wird uns hinausführen, wieder in gute Zeit. Und es hilft auch etwas bei den nationalen und weltweiten Problemen. Weil Gott die Menschen, die die Macht haben, verändern kann und wird. Darauf hoffe ich.

Lied:
EG 283 (Herr, der du vormals hast dein Land), in Auswahl

Gebet:
Barmherziger Gott!
Danke, dass du bei uns bist – ob wir dich erfahren, oder nicht.
Hilf uns und allen Christen zum Vertrauen und zum Leben nach deinem Wort.
Lass uns, aber auch die reichen Staaten und mächtigen Wirtschaftsleute, verantwortlich mit dem umgehen, was du uns gegeben hast.
Hilf denen auf dem Klimagipfel doch noch zu konkreten Ergebnissen.
Lass die neue Coronawelle glimpflich an uns vorbeigehen.
Lass uns erkennen, woran unsere Zeit leidet und hilf uns, es besser zu machen.
Sei du auch bei denen, deren Wohnorte überschwemmt worden sind. Lass Hilfsmaßnahmen dort schnell greifen. Beschütze uns und das ganze Land vor neuen Fluten.
Sei du bei den verzweifelten Menschen in Afghanistan.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren. Sei du bei denen, die im Sterben liegen.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

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