Atempause “Der „Tisch“ in Psalm 23” (Andacht)

Am 16.07. feierten Pfr. Besold mit Pfr. Sauer die 30. Atempause zum Thema “Der Tisch in Psalm 23”

Einzug der beiden Pfarrer mit Gesang EG 740

Votum/Begrüßung/Einführung in den Gottesdienst (S/B)

Lied: Nun jauchzt dem HERRn alle Welt (GL 144,1-3)

Gebet (S)
Himmlischer Gott und Vater, wir danken dir, dass wir hier endlich wieder auch zur Atempause zusammenkommen dürfen.
Hab Dank für unsere ökumenische Gemeinschaft.
Du weißt, wie wir hierhergekommen sind, wie es in uns aussieht, was uns bewegt und beschäftigt.
Du weißt auch was uns von dir trennt.
All das, unsere Gedanken und Gefühle und auch unsere Schuld legen wir jetzt vor dir in einem Moment der Stille ab.

Stille

Herr, wir danken dir, dass du uns gnädig bist.
Sammle du unsere Gedanken, mach uns ruhig, öffne du unsere Ohren und unsere Herzen für dein Wort,
damit du selber zu uns sprichst und wir durch dein Wort und deine Gegenwart verwandelt, gestärkt und neu ausgerichtet werden.
Das bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.

Lesung Psalm 23 

Einheitsübersetzung 2016 – Psalm 23 

Der gute Hirte
1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3 Meine Lebenskraft bringt er zurück. /
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.
4 Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
5 Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher.
6 Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang /
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN für lange Zeiten.

 

Lutherbibel 2017 – Psalm 23

Der gute Hirte
1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Lied: 421,1-4 (GL)

 

Predigt:
S: Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, der Psalm 23 ist ja in unser beider Konfessionen ein bekannter Text. Zu Beerdigungen wird er bei uns beiden gern und oft gebetet. Viele Bilder sind uns aus diesem Psalm bekannt. Der Hirte, der sich um seine Schafe kümmert und für sie sorgt. Das „finstere Tal“, in dem wir uns so manches Mal im Leben befinden. Der „Ruheplatz am Wasser“ u.v.m. Aber haben Sie sich eigentlich schon mal über den „Tisch“ Gedanken gemacht?

B: Da steht: „Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.“ Also Gott deckt für uns einen Tisch. Er tut was für uns. Er bedient uns. Das ist unglaublich! Gott, der Schöpfer allen Lebens, des ganzen Universums, er bedient uns kleine Menschlein.

S: Aber, lieber Kollege, ist wirklich schon klar, welcher Tisch da gemeint ist? Ich mein, wir kennen ja verschiedenste Tische. Es gibt den Ladentisch, den Arbeitstisch, den Küchentisch. Diese Tische stehen für Gemeinschaft, Kommunikation, für das Miteinander, für Kreativität u.v.m.

B: An einen Tisch kann man sich setzen. Miteinander unterhalten, miteinander essen. Der Tisch hat also etwas mit unserem alltäglichen Leben zu tun.

S: Na ja, nicht immer. Es gibt auch den Richtertisch. Ein Ort, wo im Idealfall die Wahrheit auf den Tisch kommt. Und es gibt den OP-Tisch, wo Ärzte versuchen einem Menschen zu helfen. Und oft geht es da um Leben und Tod.

B: Diese Tische erinnern uns wie verletzlich wir Menschen sind und dass das Leben nur gelingt, wenn wir wahrhaftig leben. Das sind keine alltäglichen Momente. Da geht es oft um’s Ganze.

S: Also Tische gehören zu unserem Leben. Im Alltag wie in ganz spezifischen Situationen. Aber welcher Tisch ist nun in Ps 23 gemeint? Was bringt er, was soll er?

B: Wenn wir auf den ganzen Psalm noch mal schauen, dann sehen wir, der Beter ist zuerst unterwegs. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Es geht auch mal durch’s „finstere Tal“. Aber der Beter vertraut auf Gott, er fühlt sich versorgt, gehalten und getröstet in seinem Unterwegssein. Aber als der Tisch in’s Spiel kommt, kommt er zur Ruhe. Und Gott lädt ihn an diesen Tisch, den er für ihn vorbereitet hat.

S: Wenn ich Dir so zuhöre, dann kommt mir der Gedanke, dass das ja letztlich auch unser Leben schön beschreibt. Wir sind unterwegs. Oft ganz schön oft. Gehetzt und getrieben von Erwartungen anderer an uns; von unseren eigenen Erwartungen; von To-do-Listen und dem Terminkalender. Im Moment auch von ganz vielen Festen, die überall stattfinden – manchem wird’s schon zu viel. Atemlos nicht nur durch die Nacht, sondern zuvor schon durch den Tag – und wenn dann noch das finstere Tal kommt…

B: Da bietet Gott uns seinen Tisch an. Axel Kühner hat das mal in folgende Worte gefasst: „Gottes Tisch ist ein ganz besonderer Tisch. Mit viel Liebe hat er ihn für uns bereitet und lädt uns ein zum Ausruhen und Aufatmen. Wir dürfen unserer Beine unter seinem Tisch ausstrecken. Das Laufen und Renn, das Hetzen und Jagen, das Verfolgt- und Getriebenwerden haben ein Ende. Gott setzt sich mit uns an einen Tisch und unsere Verfolger, d.h. ja vor allem unsere Angst und Sorge, unsere Schuld und unser Leid, Einsamkeit und Not, Gier und Neid haben hier keinen Zutritt.“

S: Gottes Tisch ist zuerst einmal Ruheort. Ein Ort, an dem unsere Feinde keinen Zutritt haben. Und unsere Feinde, so zumindest interpretiert es Axel Kühner, sind nicht Menschen, sondern das, was uns oft so treibt: Schuld, Sorge, Neid, Angst, Einsamkeit…
Das alles hat an Gottes Tisch keinen Platz. Platz haben nur wir und Gott.

B: Und wie das so ist, wenn man mal Zeit hat und zur Ruhe kommt, dann kommt man auch zum Eigentlichen. Und so kann ich alles mal auf den Tisch legen, was so ist. Los ist, falsch ist, vielleicht auch nicht ist. Was mich bewegt und drückt, was mich freut und stärkt. Gott lädt ein, dass wir in seiner Gegenwart, an seinem Tisch, aussprechen, was uns bewegt. Und Gott, Gott hört uns zu. Das, was viele oft vermissen im Leben. Gott hört zu. Er redet uns nichts ein, er redet uns nicht gut zu. Er lässt es einfach stehen, unsere Gedanken und Gefühle.

S: Wenn da aber jemand ist, der zuhört und nicht gleich alles besser weiß, oder gute Ratschläge gibt, dann lädt das doch zur Ehrlichkeit und Offenheit ein. So jemandem kann man alles, einfach alles erzählen. Gott schafft eigentlich einen Ort der Seelsorge. Einen Ort, an dem es um unsere Seele geht. Und an diesem Ort darf dann natürlich auch unsere Schuld raus aus uns und wir dürfen sie auf den Tisch vor Gott legen.

B: Gott wird sich das alles mit seiner großen Barmherzigkeit anhören und anschauen. Und dann auch reinen Tisch machen. Axel Kühner sagt das so: „Alles, was in Wahrheit vor Gott aufgedeckt wird, kann dann auch in Liebe zugedeckt und vergeben werden. Gott wird nicht empört auf den Tisch hauen, aber auch nicht alles vom Tisch fegen und einfach unter den Tisch fallen lassen. Gott wird unsere Sünden in allen Einzelheiten vom Tisch und an sein Herz nehmen, vergeben. Damit nichts mehr Trennendes zwischen Gott und uns steht.

S: Das ist der Tisch aus Psalm 23. Ein Tisch, der zur Ruhe und Besinnung einlädt. Ein Ort, an dem wir alles, wirklich alles auf den Tisch legen können. Und ein Ort, an dem Gott dann reinen Tisch macht.

B: Und dazu laden wir sie jetzt ein. In der Stille können Sie, können wir jetzt an diesen Tisch gehen in Gedanken und im Gebet. Wir halten einen Moment der Stille und schließen dann gemeinsam mit einem kurzen Gebet.

Stille

Gebet:
Barmherziger Gott, wir haben alles vor dir auf den Tisch gelegt. Wir durften bei dir loswerden, was uns bewegt und belastet, was uns erfreut und dankbar macht. Wo wir Schuld auf uns geladen haben bitten wir dich um deine grundlose Vergebung und dass du uns als deine Kinder annimmst und leben lässt.

Amen.

Lied: 062, 1-3 (KAA)

Glaubensbekenntnis

Schlussgebet (Aktualisierung zu Ps 23)
S: Der Herr ist Aussicht in aller Aussichtslosigkeit. Warum soll ich resignieren?

B: Der Herr ist langer Atem in aller Atemlosigkeit. Warum sollte ich aufgeben?

S: Und steht es tausendmal in der Zeitung und den Statistiken, dass Glaube, Kirche keine Zukunft haben – ich habe keinen Grund, es nachzureden.

B: Und auch die verbürgerlichten, angepassten Christen die stärksten Argumente gegen mich – sie wiegen nicht auf gegen das eine:
Jesus Christus und sein lebenschaffender Geist. Sie leben und machen lebendig, jeden, der sich öffnet und sich ihnen anvertraut.

S: Wer auf diesen Jesus und seinen Geist hofft, ist frei!
Er braucht nichts zu sein, was er nicht ist,
nichts zu zeigen, was er nicht hat,
und nichts zu leisten, was er nicht kann.

B: Er braucht Tod und Schwachheit nicht zu leugnen.
Er ist in der Angst nicht verlassen.
Wer mit Gott lebt, hat Zukunft und Hoffnung!
Amen.

Vaterunser

Abkündigungen
– Kollekte für die Tafel

Segen
EP.: Der Herr sei vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen.

KP: Der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen.

EP: Der Herr sei hinter dir,
um dich vor allem Übel zu bewahren.

KP: Der Herr sei über dir,
um dich zu segnen.

EP und KP: So segne Euch der gütige Gott, +
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

Lied: Reicht euch die Hand

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