Pfrin Andrea Oechslen: Hausandacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis, dem 20. Juli 2025 (Text)
Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.
Das Thema dieses Sonntages ist die Berufung.
Gott hat uns in seine Gemeinde gerufen.
Er hat in uns den Glauben geweckt, hat uns in dunklen Stunden geholfen und uns manchmal auch gefordert.
Gebet:
Guter Gott,
manchmal bin ich müde, ohne Kraft,
und dann wieder voller guter Vorsätze.
Es gibt Zeiten,
in denen du mir fern erscheinst
und andere, in denen du mir nahe bist.
Ich bitte dich:
Komm mit deinem Geist und stärke meinen Glauben und meine Zuversicht.
Amen.
Lied:
EG 241 (Wach auf, du Geist der ersten Zeugen) 1 – 3
Alttestamentliche Lesung: 1. Mose 12, 1-4a
Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.
Besinnung:
Geh aus deinem Vaterland und aus deiner Verwandtschaft … .“
Es gibt viele Menschen, die heute auswandern: manche, weil sie einfach das Abenteuer suchen. Andere aus beruflichen Gründen. Die meisten aber wandern aus, weil sie keinen anderen Auswegmehr sehen, weil sie wegziehen müssen.
Vor einiger Zeit habe ich die Geschichte einer jungen Frau gelesen, die gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Großmutter im Jahr 1992 von Russland hierher nach Deutschland ausgewandert ist. Es ist keine Aussiedlerfamilie. Ihre Einreise geschah im Zuge eines Beschlusses der Innenminister des wiedervereinigten Deutschlands, jüdischen Familien aus der Sowjetunion die Einreise nach Deutschland anzubieten. Sehr anschaulich beschreibt diese Frau ihre erste Zeit in einem Flüchtlingswohnheim in Baden-Württemberg, in dem sie sich zu fünft ein Zimmer von 12 m² miteinander teilen; in dem Frauen und Männer, Alte und Junge eine Dusche miteinander haben und den Kindern zum Spielen nur der asphaltierte Hof bleibt. (Gorelik: Wer wir sind) Sie erzählt von der Scham, wenn die Eltern beim Einkaufen, auf dem Amt, am Fahrkartenautomaten, in der Schule wieder wie hilflose Kinder werden und die Mutter, eine Ingenieurin mit Bestnoten, um eine Putzstelle bettelt, weil ihre Zeugnisse in Deutschland nicht anerkannt werden.
Bei Abraham ist es anders. Er geht nicht, weil er das Abenteuer sucht. Er geht nicht, weil er in seiner Heimat keine Zukunft mehr sieht. Im Gegenteil: Wir können davon ausgehen, dass er sich in Haran durchaus wohl und beheimatet gefühlt hat. Abraham geht, weil Gott ihn ruft, weil Gott ihn aus seinem Leben heraus ruft – so wie Jesus später Petrus von seiner Arbeit weg ruft. ein einfacher Viehhirt. Abraham ist alt. Nach men
„Gott handelt an den Vätern vornehmlich in einem stillen Führen.“ Schreibt der große Alttestamentler Gerhard von Rad. Und doch heißt es: „In ihm sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“. In Abraham gehören wir zusammen. Schon jetzt gehören Juden, Christen und Muslime in ihm zusammen. Wir sind nicht Abraham. Aber auch wir sind gerufen, egal wie alt wir sind oder jung, egal, ob wir nach menschlichem Ermessen eine große Zukunft vor uns haben oder nur noch eine ganz kurze, egal, ob wir besonders vorbildliche Menschen sind oder viele Schwächen haben. Auch wir sind gerufen, selbst dann, wenn wir gar keine Zukunft mehr sehen. Auch wir können zum Segen für andere Menschen werden, vielleicht nur für einen einzelnen Menschen – aber das ist ganz egal. Und wir dürfen uns immer wieder von Gott führen lassen, Schritt für Schritt.
Keiner weiß, warum Gott ausgerechnet Abraham ruft. Keiner weiß, warum Gott ausgerechnet mit ihm seine Geschichte mit den Menschen noch einmal neu beginnt. Auf den ersten Blick qualifiziert ihn nichts für diesen Ruf. Er ist ein einfacher Nomade.
Wir beten:
Für die Kirche Jesu Christi,
für alle, die das das Evangelium in unseren Gemeinden weitergeben
und für alle, die das Evangelium hören.
Für alle, die sich weit von dir entfernt haben
und für alle, die nach geistlicher Stärkung suchen, aber sie in deiner Gemeinde nicht finden.
Für alle Menschen, die freiwillig unterwegs sind,
die sich auf die Reise machen, um einmal alles hinter sich zu lassen.
Für alle, die unfreiwillig unterwegs sind,
die nach einem Ort suchen, an dem sie in Würde leben können.
Für alle Opfer der Kriege,
für alle, die in ständiger Angst leben
und für alle, die um einen Menschen trauern.
Für alle, die krank sind und Heilung suchen.
Ihre Namen nennen wir dir in der Stille
(Stille).
Für sie alle bitten wir um Dein Geleit und deinen Segen.
Bleibe bei uns Herr.
Amen
Vater unser
Segen:
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden.
Amen
Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden)