Pfr. Schertel: Hausandacht zum Sonntag Exaudi, dem 24. Mai 2020 (Text)
Endlich können wir wieder Gottesdienste feiern. In sehr eingeschränktem Umfang: ausschließlich in Illschwang um 9 Uhr, lediglich 30 Personen können in die Kirche. Wer zu spät kommt, kann dem Gottesdienst über die Außenlautsprecher folgen. Wir müssen Mundschutz tragen und sollen wenig singen. Manchen wird das nicht gefallen. Deshalb werde ich diese Hausandachten fortsetzen, bis wieder normale Zeiten anbrechen.
Also, setzen Sie sich doch im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht stellen Sie eine Kerze auf den Tisch und legen ein Kreuz daneben.
Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.
Lied:
EG 452 (Er weckt mich alle Morgen) 1- 5
Gebet:
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast uns den Tröster verheißen, deinen guten Geist. Hilf uns, daß er uns erfüllt und unser Leben und Herz bestimmt. Das bitten wir dich durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
Evangelium: Johannes 16, 5 – 15
Jesus spricht: 5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? 6 Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. 7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. 8 Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; 9 über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; 10 über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; 11 über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. 12 Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. 13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. 15 Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt es von dem Meinen und wird es euch verkündigen.
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)
Glaubensbekenntnis
Lied:
EG 128 (Heilger Geist, du Tröster mein), 1 – 4
Text zum Nachdenken:
Jeremia 31, 31 – 34 vor.
31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, 32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; 33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. 34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
(Dt. Bibelgesellschaft)
Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :
Vor 12 Wochen hätte ich einen guten Predigteinstieg gehabt. Der Seufzer vieler Schüler: „Nichts mehr lernen müssen!“ So etwas verspricht Jeremia seinen Leuten. Aber Corona hat alles anders gemacht. Die Schüler haben Sehnsucht nach dem Unterricht. So kann eine nationale Krisensituation alles verändern. Jeremia lebt auch in einer absolut schwierigen Zeit. Jerusalem ist umzingelt und wird bald fallen. Dann ist alles aus. Gott hat uns verlassen, sagen die Menschen in der Stadt. Aber der Prophet schaut über die Krise hinaus. Gott verläßt niemanden. Sondern seine Gnade wird zurückkehren. Und dann, wenn die babylonische Gefangenschaft ein Ende hat, werden auch die Menschen anders sein. Nicht unbedingt, weil sie besser sind, oder ihre Lektion von außen gelernt haben. Sondern Gott will ihnen ein neues Herz geben. Die Rückkehrer einige Jahrzehnte später haben sich an diese Worte erinnert. Und ihr Volk ist im Großen und Ganzen Gott treu geblieben. Die Sünden der Väter haben sie vermieden. Auch wenn immer noch Belehrung und Unterricht nötig waren. Die Juden sind bis heute ein Volk, das aus der Bibel lernen will, das sich an die Buchstaben des Gesetzes hält.
Wir Christen sprechen auch von einem „neuen Bund“. Jesus Christus hat ihn ermöglicht und in der Taufe sind wir hineingenommen. Gott schenkt uns einen neuen Geist und ein neues Herz. Wir müssen es nicht mehr selbst machen, daß wir ihm gefallen. Und trotzdem reden und ringen wir darum, was sein Wille ist, denn wir leben noch in einer unvollkommenen Welt. Aber eines ist anders. Niemand kann sich herausnehmen, die Weisung Gottes für die anderen zu haben. Jeder von uns kann das, was uns gesagt wird bewerten, prüfen und das Gute behalten.
Ganz am Rande gesagt: Die Juden haben aus ihrer Katastrophe gelernt und sind auch heute noch da. Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, welche Zukunftserfahrung wie aus der Coronazeit mitnehmen.
Gebet:
Barmherziger Gott!
Du hast uns versprochen, daß du immer bei uns bist. Das haben wir besonders auch in den letzten Wochen der teilweisen Isolation gemerkt. Dafür danken wir dir.
Hilf uns, daß es keinen Rückfall in die Krisenzeit gibt – jetzt, wo alle wieder nach außen drängen. Laß uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Gib, daß man schnell Therapien und Impfstoffe entwickeln kann.
Hilf den Menschen in allen Ländern, in denen der Staat zu ersticken droht.
Hilf auch denen, die durch die Beschränkungen in ihrem wirtschaftlichen Überleben bedroht sind.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind. Laß sie deine Liebe und Treue erfahren.
Wir bitten dich für alles, was draußen wächst, für die Tiere in den Ställen und Stöcken und auf der Weide.
Hilf uns, jetzt das richtige zu tun, zu sagen und zu denken.
Amen
Vaterunser
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist. Amen