Pfr. Sauer: Andacht zu Quasimodogeniti (Weißer Sonntag) (Text)

Eröffnung:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Leserin, lieber Leser, für die heutige Andacht wäre es gut, wenn Sie sich gleich am Anfang ein paar Sachen zurechtlegen. Ich habe an die Gegenstände gedacht, die Sie mit Ihrer Taufe verbinden. Also, vielleicht haben Sie eine Taufkerze, eine Taufurkunde oder auch Bilder von Ihrer Taufe. Es wäre gut, wenn Sie diese Dinge zur Andacht holen.

Psalm 36 (EG 751)

Auslegung:
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,

seit Mittwoch wissen wir es: Ja, es wird Lockerungen geben. Aber nicht für alle. Ja, manche Läden werden am Montag wieder öffnen. Aber nicht alle. Ja, die Schule beginnt wieder. Aber nicht für alle. Wobei es schon überraschend ist, manche Schüler jetzt sagen zu hören: „Wann dürfen wir denn endlich wieder in die Schule?“

Wann sich unser Leben wieder ganz normalisiert? Ungewiss. Alle zwei oder drei Wochen sollen die Maßnahmen überprüft werden. So richtig das aus gesundheitlicher Sicht ist, bei vielen macht sich so eine Art Müdigkeit breit. „Wie lang denn noch?“; auch eine gewisse Unsicherheit vor dem, was kommt. Was, wenn Eltern wieder arbeiten sollen, aber der Kindergarten geschlossen bleibt? Und bei manchen macht sich auch Ärger. „Warum dürfen andere ihren Laden öffnen und wir nicht?“

Ja, viele fühlen sich im Moment kraftlos, müde, andere werden ärgerlich und zynisch.

Das sind grundmenschliche Regungen, die uns auch im Predigtwort für den Weißen Sonntag begegnen. Dort wendet sich der Prophet Jesaja an die Gemeinde im Exil. Die Menschen wurden von den Babyloniern aus ihrem Land weggeführt. Gott, der HERR Israels, schien versagt und sein Volk vergessen zu haben. „Warum“, so fragen sie, „warum ist unser Weg dir verborgen?“

Doch da hören sie den Prophet Jesaja.
Predigttext lesen (Jesaja 40, 27-31)

„Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?“, so fragt Jesaja seine Brüder und Schwestern, die mit Gott hadern.

Jesaja erinnert sie an ihre Erfahrung mit Gott, an das, was sie mit ihm schon erlebt haben. „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“ Diese Erfahrung habt ihr doch schon gemacht, sagt Jesaja. Erinnert euch!

Sich in schweren Zeiten an bessere erinnern, das ist auch etwas grundmenschliches. Auf Facebook kann man das gerade sehen. Da posten manche ihre Urlaubsbilder aus vergangenen Jahren oder Treffen mit Freunden. Man schwelgt in Erinnerungen – dafür haben viele jetzt wieder Zeit, und das tut gut.

Für das Glaubensleben gilt das auch, meint Jesaja. Die Erinnerung an gute Erfahrungen mit unserem Gott „gibt dem Müden Kraft“.

Und deswegen lade ich Sie ein, sich einmal in einem ruhigen Moment auf die Suche zu machen nach Ihren guten Erfahrungen mit Gott. Welche Momente und Situationen kommen Ihnen da in den Sinn? Wann haben Sie die beglückende Erfahrung gemacht, dass Gott Ihnen neue Kraft geschenkt hat? Wann hatten Sie das Gefühl, dass Gott Ihnen ganz nah ist?

Machen Sie sich doch auf die Suche, nehmen Sie sich zwei Minuten Zeit und erinnern Sie sich an Ihre ganz persönlichen Glücksmomente mit Gott.

Persönliches Nachdenken:

„Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Auch im Glauben brauchen wir die Erinnerung an das, was wir mit Gott erlebt haben.

Und an ein Ereignis sollten wir uns sowieso öfter erinnern als wir das wahrscheinlich tun. Ich spreche von unserer Taufe.

Der Sonntag, den wir heute feiern, hat den Namen: Quasimodogeniti. Das heißt übersetzt: „Wie die neugeborenen Kinder“. Früher, also in den ersten Jahrhunderten der Kirche, wurden die Menschen meist in der Osternacht getauft und haben ihr weißes Taufgewand dann die ganze Woche nach Ostern anbehalten, bis zum heutigen Sonntag, dem „Weißen Sonntag“. Daher hat er seinen Namen. Der „Weiße Sonntag“ erinnert uns also auch an die Taufe.

Und eigentlich hätten wir das heute auch gemacht. Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden hätten heute ihre Konfirmation gefeiert. Und da hätten wir uns als Gemeinde auch an die Taufe der Konfirmandinnen und Konfirmanden erinnert.

An unsere eigene Taufe erinnern wir uns wahrscheinlich selber nicht mehr, also die meisten zumindest. Dafür waren wir schlicht zu jung. Aber vielleicht haben Sie daheim jetzt ein Bild von Ihrer Taufe vor sich, oder die Taufurkunde mit.

Sehen Sie sich jetzt die Bilder Ihrer Taufe an; kommen Sie mit Ihren Kindern darüber ins Gespräch, wie es damals war; lesen Sie Ihren Taufspruch; und zünden Sie dann, falls vorhanden, Ihre Taufkerze(n) an

Getauft sein heißt: Ich gehöre zu Gott. Er rechnet mir meine Schuld nicht zu, sondern nimmt mich als sein Kind an. Und dafür muss und kann ich nichts tun. Dass ich Gottes Kind bin, das ist Gnade! Und so habe ich einen Herrn, der mit mir geht. Ich bin nie allein.

Und mit mir gehen unzählige Menschen auf der ganzen Welt, meine Schwestern und Brüder, die auch auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. Uns alle verbindet der Geist Gottes, der Heilige Geist, zur Gemeinde Gottes.

Ich bin getauft. Sie sind getauft. Wir stehen unter der Verheißung Gottes, dass wir seine Kinder sind – und nichts und niemand kann das rückgängig machen. Wir stehen unter der Verheißung, dass Gottes Ja zu unserem Leben gilt – auch wenn andere uns verneinen. Wir stehen unter der Verheißung, dass nichts und niemand uns von Gott trennen kann – auch kein Virus, auch keine noch so schwere Zeit.

Und aus dieser Verheißung der Taufe, aus der Erinnerung an unsere Taufe, sollen wir leben und daraus können wir, das ist meine feste Überzeugung, immer wieder Kraft schöpfen. Oder, um es mit Jesaja zu sagen: „Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Amen.

Lied: EG 209,1-4

Gebet:
(Die Gebete stammen von Menschen, die ihre Gebetsanliegen an der Kirche in Erbendorf hinterlassen haben. Schön fand ich, dass auch amerikanische Mitchristen uns eine Botschaft hinterlassen haben. Sie haben geschrieben: „Hallo, wir sind eure amerikanischen Freunde… Wir sind in dem Wissen verbunden, dass Christus unser Retter ist und dass er auferstanden ist. Möge Gott uns in diesen Zeiten von Cornoa befreien.“)

Herr, wir bitten für die Einsamen, dass sie in dieser Zeit nicht den Mut verlieren.
Lieber Gott, ich vermisse meine Freunde Jakob und Samuel und ich hoffe, dass das Corona-Virus bald wieder weg ist.
Wir wünschen uns und unseren Mitmenschen Gesundheit, Hoffnung und Zuversicht in dieser Zeit. Alle sollen glücklich und gesund bleiben und werden. Lieber Gott, hilf uns dabei!
Ich vermisse meine Freunde und ich wünsche mir, dass das Coronavirus bald vorbei ist.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Das könnte dich auch interessieren …