Pfarrer Schertel: Hausandacht zum Sonntag Judica, dem 21. März 2021 (Text)

Endlich können wir wieder Gottesdienste feiern. Allerdings gelten immer noch Beschränkungen. Deshalb werde ich diese Hausandachten fortsetzen, bis wieder normale Zeiten anbrechen.

Also, setzen Sie sich doch im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:

Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.

Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten. Und wir hören auf sein Wort.

Lied:
EG 450 (Morgenglanz der Ewigkeit) 1 – 5

Gebet:
Du siehst und hörst uns. Ja, du hältst sogar unsere Klagen aus Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.

Evangelium: Markus 10, 35 – 45:
35Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist. 41Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Glaubensbekenntnis

Lied:
EG 76 (O Mensch, bewein dein Sünde groß) 1 – 2

Text zum Nachdenken:
Hiob 19, 19 bis 27
19Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt. 20Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch, und nur das nackte Leben brachte ich davon. 21Erbarmt euch über mich, erbarmt euch, meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getroffen! 22Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch? 23Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, 24mit einem eisernen Griffel in Blei geschrieben, zu ewigem Gedächtnis in einen Fels gehauen! 25Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. 26Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. 27Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.
(Deutsche Bibelgesellschaft)

Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :

Hiob war ein glücklicher Mann, unermesslich reich, mit guten Kindern gesegnet und ein gottesfürchtiger Mensch. Doch dann verliert er sein Vermögen und die Kinder. In der Trauer ringt er sich durch und sagt: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt.” Als er auch noch schwer krank wird und so ekelhaft nach außen wirkt, dass sich auch seine Frau abwendet, beginnt er zu klagen. Nicht über sein Schicksal, sondern darüber, dass sich Gott grundlos gegen ihn wendet. Freunde, die ihn trösten wollen, sagen: „Es wird schon einen Grund haben, irgend eine verdeckte Sünde. Und Gott bestraft dich halt.” Hiob kann das nicht akzeptieren. Ich bin ohne Schuld. Gott hat mich grundlos als Feind behandelt. Und er fordert den Herrn vor ein fiktives Gericht. Und trotzdem ruft er Gott als seinen Anwalt an. „Er ist der Erlöser, der meine Unschuld beweisen wird.“ Schließlich greift Gott ein, rehabilitiert Hiob und schenkt ihm neuen Reichtum und Kinder. Diese Lehrgeschichte aus dem Alten Testament birgt viele Rätsel. Woher kommt das Leiden? Hat meine Not einen Zusammenhang mit dem, was ich getan habe, oder nicht?
Philosophische Antworten auf diese Theodizeefrage gibt die Geschichte nicht. Aber einige Hinweise, wie wir damit umgehen können: Ja, ich darf vor Gott klagen und mich bei ihm beschweren. Nein, es gibt keinen sichtbaren Zusammenhang zwischen persönlicher Schuld und eigenem Schicksal. Ja, Gott tritt für mich ein. Er hört mich und hilft mir schließlich. Darum lohnt es sich, durchzuhalten im Vertrauen auf ihn. Denn wir sind niemals verlassen.

Lied:
EG 347 (Ach bleib mit deiner Gnade), 1 – 6

Gebet:
Barmherziger Gott!
Wir bitten dich für deine Kirche. Hilf ihr, auf dich zu vertrauen, beharrlich zu beten und dem Zeugnis der Bibel zu folgen.
Wir kommen oft nicht mit unserem eigenen Schicksal zurecht und der Trost anderer verpufft. Mach uns beständig im Vertrauen auf dich.
Gott, die Inzidenzwerte steigen wieder und viele von uns haben keine Lust mehr. Manche leiden sehr unter den Beschränkungen. Gib uns Geduld bei allem, was vor uns liegt. Schütze uns vor schweren Nebenwirkungen, wenn wir mit der Impfung an der Reihe sind.
Lass die Verwaltungen die anstehenden Aufgaben zügig und gut bewältigen. Schütze uns und unser ganzes Land.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen und hilf den Menschen in Äthiopien, deren Land unter einem Bürgerkrieg leidet.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind. Lass sie deine Liebe und Treue erfahren. Sei du bei denen, die im Sterben liegen.
Amen

Vaterunser

Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Das könnte dich auch interessieren …