Kirche St. Jakobus zu Wildenreuth

Besuchen Sie uns:

Wenn Sie unsere Kirche St. Jakobus besichtigen wollen, können Sie sich bei
Pfr. Sauer (Wildenreuth G8) oder bei
Fr. Kropf (Wildenreuth K10) melden.

Hier können Sie den Flyer für unsere Kirche downloaden:
Flyer St. Jakobus – Simultankirchenradweg

Wildenreuth und Kirche St. Jakobus

Wellenreuth, hieß der Ort am Südrand des Steinwalds ursprünglich. Aber nachdem das Adelsgeschlecht der Wild jahrhundertelang im Besitz des Ortes und der Umgebung war, hat sich der Ortsname im Laufe der Zeit dem Namen der Besitzer angeglichen.

Das Kirchenpatrozinium St. Jakob erlaubt den Schluss, dass der Ort Station an einem “Zubringerweg” zu den großen Wallfahrtswegen nach Santiago de Compostela war. Die erste Kirche im Ort dürfte, der Lage nach, eine Schlosskapelle gewesen sein. Die Kirche aus der Reformationszeit wurde wie der Ort 1632 ein Raub der Flammen. Im Jahre 1543 wurde die Reformation eingeführt und 1557 kam die erste evangelische Visitation, um in Predigt, Unterweisung und Kirchenzucht nach dem Rechten zu Sehen. Die Inspektion erfolgte von Kemnath aus. Obwohl in Wildenreuth kein Katholik wohnte, wurde 1663 auf obrigkeitliche Anweisung mit Gewalt das Simultaneum eingeführt. Dieses besteht bis heute fort. Die jetzige Kirche wurde 1808 bis 1810 gebaut, aus Finanznöten wurde sie erst 1832 ganz fertig. Der protestantische Bevölkerungsanteil in der ehemaligen Gemeinde Wildenreuth liegt bei etwa 80 Prozent.

Im Jahr 1581 wurden Wildenreuth und seine Umgebung mit nahezu 1200 fl (Gulden) zur Türkensteuer veranlagt. Und selbst 50 Jahre später 1631, schon mitten im Krieg, zahlte der Ort noch immer 150 fl 45 kr, eine ganz ansehnliche Summer, wenn man bedenkt, dass damals eine Kuh 6 fl kostete. Der 30-jährige Krieg erreichte Wildenreuth erst richtig ab 1632. Vom 1. Juli an zog Waldstein mit seinem 60000 Mann-Heer auf breiter Front von Tirschenreuth zur Alten Veste bei Fürth in Mittelfranken. Es wird berichtet, dass die kaiserlichen Reiter den Ort bereits durchquert hatten, als ein Nachzügler durch einen Schuss aus dem Hause Nr. 41 vom Pferde gestreckt wurde. Das herrenlose Tier sei der Truppe nachgaloppiert. Daraufhin ritten die Kameraden des Erschossenen zurück, wohl in der Absicht den Tod des Reiters zu rächen. In kurzer Zeit ging der ganze Ort wegen der unüberlegten Tat eines einzelnen in Flammen auf und Hunderte wurden obdachlos. Der Brand ist am alten Johannistage 1632 (05.07) vermerkt. Vom 6. bis 20. April 1641 lagerte hier das Kolbische Regiment mit 130 Mann und 170 Pferden. Allein an Bier wurden in diesen Tagen 140 Eimer (1 Eimer = 60 Maß = 64,14 l) also 8979,6 l = durchschnittlich je Mann und Tag knapp 5 l Bier vertrunken. Insgesamt wurden in diesen wenigen Tagen der Wert von 4 großen Höfen verbraucht. Am 7. Februar 1634 trafen bei Wildenreuth kaiserliche Kavallerie, samt kroatischer Hilfstruppen und schwedische Kürassiere aufeinander. Dabei scheint es ziemliche Verluste gegeben zu haben, noch heute werden immer wieder kleine Hufeisen, sog. “Schwedeneisen” auf den Feldern gefunden, die Eisen stammen aber von den kleinen kroatischen Pferden.

(aus: Reformatorische Spuren zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald, Landkreis Tirschenreuth, 1. Aufl. 1996 – Seite 21f)

St. Jakobus, Wildenreuth

Das Bild des Ortes Wildenreuth, am westlichen Rand des Naturparks Hessenreuther und Mantler Forst südlich Erbendorfs an der Ostmarkstraße B22 gelegen, wird trotz einer über den Ort am Nordhang aufsteigenden Neubausiedlung noch immer von dem höchst malerischen Ensemble des nach einem Brand 1851 neu gebauten Schlosses der Freiherren von Podewils mit dem Hauptbau und den Wirtschaftsgebäuden und der Simultankirche St. Jakobus geprägt. Es ist ein mächtiger Komplex, der sich über die niedrigere, ein- bis zweigeschossige Bebauung des Umfeldes erhebt. In den Jahren 1808 – 1810 brannte die alte Kirche bis auf den Turm ab und musste neu gebaut werden. Aus Geldmangel wurde sie jedoch erst 1832 vollendet (Jahreszahl am Chorbogen). Damals erhielt auch der Turm sein Pyramidendach. Der große Brand von Wildenreuth 1851 verursachte Schäden an der Ausstattung. In der Folge ließ man den Altar neu fassen.

Im Westen der schlichten Kirche erhebt sich der Turm, der wohl älteste noch stehende Teil, wie die auf seiner Nordseite angebrachte Jahreszahl 1698 nahelegt. Seine Klangarkaden sind dreipaßförmig geschlossen. Der Saalraum mit zweigeschossiger Westempore und leicht eingezogenem Chor wird von einer flachen Tonne überspannt, in die Stichkappen über den Fenstern einschneiden. Die Grate sind mit Blumengirlanden behängt, an deren Spitzen sich Engelsköpfchen tummeln.

Der aus der Paulanerkirche in Amberg stammende Altar mit seinem charakteristischen Bandlwerkornament wird um 1730 entstanden sein, ein zweisäuliger Aufbau mit einem Altarbild von 1860. Es zeigt in einer Aura hellen Lichts die Auferstehung Christi, in dessen Schatten erschrockene, schlafende und sich schützende Wächter ein bewegtes Beiwerk bilden. Das Auszugsbild hat das Herrenmahl zum Inhalt. Als einziger figürlicher Schmuck schweben zwei Putti über den Enden des stark bewegten Gebälks.

Wie in Erbendorf erhebt sich auch in Wildenreuth die im frühen 19 Jh. entstandene Kanzel an der Westseite des Presbyteriums. Auf dem Schalldeckel prangt das Ehewappen Podewils-Lindenfels. Die Hofmarksherrschaft besaß gegenüber auf der Südseite des Presbyteriums ein Privatoratorium (über der Sakristei).

Seit der Renovierung 1989 (die letzte davor fand 1936 statt) wurde der bis dahin im Kirchenschiff hängende Kronleuchter in den Chor übertragen. Der zierliche sechsarmige Leuchter trägt die Inschrift “L.A. De Ste Marie Eglise den 15. January 1723 in Wildenreuth”.

Der Orgelprospekt des 18. Jh. zeigt seitlich ansteigende Zierleisten und ein kräftiges Gesims über dem Mittelteil. Die 1912 entstandene Orgel von Steinmayer, Oettingen, soll 1991 durch ein neues Werk von Hartwig Späth, Freiburg i. Br., ersetzt werden.

Der auf der Südseite des Prsbyteriums eingemauerte Quarz-Grabstein des Hans Ernst von Podewils (1638 – 1669) zeigt im Flachrelief die Gestalt eines jugendlichen Leutnants, der, wie die Inschrift sagt, bei Redwitz vor dem Tor von “zwei kurbayerischen Reiterschelmen” erschossen wurde. Die martialisch gerüstete Gestalt trägt einen Streithammer und ist umgeben von vier Ahnenwappen.

(aus: Die Kirchen der Pfarrei Erbendorf, Verlag Schnell & Steiner GmbH, München und Zürich, 1. Aufl. 1990 – Seite 11ff)

Bericht zum großen Holzkreuz in der Simultankirche in Wildenreuth
(der kath. Kirchengemeinde)

Seit der letzten Kirchenrenovierung, die Einweihung erfolgte am 26.10.1986, befindet sich in der Simultankirche in Wildenreuth ein großes Kreuz, sog. „Doser Kreuz“. Es gehört der kath. Kirchenstiftung Wildenreuth.

Bereits Herr Lehrer Bergler schreibt in seinem „Bericht aus der Geschichte des Dorfes Wildenreuth und der Umgebung 1929 – 1931“, von einem großen Kreuz, daß im Jahre 1926 beim Umbau des kath. Schulhauses aus dem Beichtzimmer entfernt wurde und seitdem auf dem Speicher aufbewahrt wird.

Das „große Kreuz“ wurde dann wieder ca 1940/41 im Schulraum des kath. Schulhauses angebracht, wo, nachdem alle Kinder in die Gemeinschaftsschule gingen, kath. Religionsunterricht erteilt wurde. Von 1945 – 1948 diente der Schulraum auch als Notunterkunft für Flüchtlinge aus dem Sud.Land. Später war der Schulraum wieder kurze Zeit Unterrichtsraum für die kath. Schule in Wildenreuth. Nach erneuter Einführung der Gemeinschaftsschule diente der Raum als Gruppenraum für die kath. Jugendgruppe.

Erst später, ca 1960 als das Schulhaus vermietet wurde, kam das große Kreuz wieder auf den Speicher und wäre beinahe in Vergessenheit geraten, wenn es nicht Herr Karl Hecht durch Zufall vor Abbruch des Schulhauses im Zuge der Flurbereinigung- bzw. Dorfsanierung im Jahre 1974 auf den Balken auf dem Speicher entdeckt hätte. Es fehlte aber bereits die Dornenkrone. Bis zur Fertigstellung des kath. Jugendheimes, das als Ersatzraum für das abgebrochene Schulhaus geschaffen wurde, war das Kreuz bei Herrn Karl Hecht Wildenreuth Hs.Nr. 41 aufbewahrt. Im Frühjahr 1978, die Einweihung des Jugendheimes war am 09.04.1978, kam das Kreuz dann ins Jugendheim. Zur endgültigen Aufstellung im Jugendheim war es wegen der Größe ungeeignet. Als im Zuge der Kirchenrenovierung die kath. Gottesdienste im Jugendheim stattfinden mußten, war das Kreuz bei Herrn von Bettschart in Wildenreuth Hs.Nr. 15a untergebracht.

In Absprache mit Hchw. Herrn Stadtpfarrer Bertelshofer von Erbendorf, den Kirchenvorständen der kath. Kirchenstiftung Wildenreuth und den evangelischen Pfarrer von Wildenreuth, Herrn Wappmann, wurde das Kreuz dann im Zuge der Kirchenrenovierung von der Fa. Ehmann Nürnberg und der Fa. Hermann Wiedl Adamstr. 14 Nürnberg 20 renoviert. Die Kosten von DM 4000.– wurden durch Zuschuss von DM 2500.– und der Simultankirchenstiftung bezahlt. Am Querbalken des Kreuzes ist ein Schildchen angebracht „Eigentum der kath. Kirchenstiftung Wildenreuth“.

Nun nochmals zurück zur Geschichte des großen Kreuzes.
Herr Lehrer Bergler schreibt:

An verschiedenen Beschädigungen ist zu ersehen, daß die ursprüngliche Figur nicht bemalt war, sondern die Blutstropfen nur auf das blanke Holz aufgesetzt waren. Vielleicht gehört es einer älteren Zeit an, sodaß dieser Christus das einzige noch erhaltene Überbleibsel der ältesten Kirche wäre.

Die Pfarrei und somit die Kirche in Wildenreuth, dürfte wohl eine der ältesten Pfarreien in unserer Gegend sein, auf jedenfall ist sie eine adelige Gründung. Die Herren von Wildenreuth übten immer das Patronatsrecht aus. Bereits im Jahre 1300 wird ein Streit zwischen Rodger von Wartperch und den Augustinern von Schönthal „freundschaftlich“ beigelegt.

In ihrer jetzigen Gestalt wurde die Kirche in den Jahren 1808 – 1810 unter Benutzung einzelner Teile der alten Kirche, neu gebaut. In der Nordseite der Turmwand ist die Jahreszahl 1698 in eine Steinplatte eingemeißelt, jedenfalls ist es das Baujahr des Turmes. Der frühere Turm war wesentlich niedriger und nur aus Holz gebaut. Im Jahre 1833 wurde er um 6 Schuherhöht. Ein Blitzschlag zerstörte 1838 die vordere rechte Ecke und zertrümmerte die Fenster. 1852 wurde er in seiner heutigen Gestalt hergestellt und mit Schiefer gedeckt. Laut mündlicher Überlieferung sollte er vor dem 1. Weltkrieg 1913 oder 1914 mit Kupferblech gedeckt werden, doch wegen der ungünstigen politischen Lage konnte das Kupferblech nicht aufgetrieben werden. Der Turm wurde mit verzinktem Blech eingedeckt. Erst im Jahre 1976/1977 wurde der Turm mit Kupferblech gedeckt durch die Fa. Lehman Mangolding für ca 21.000.– DM.

Wann die Kirche selbst erstmals erbaut wurde, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Jedenfalls ist sie etwas kleiner als die heutige gewesen. Im 16. Jahrhundert wurde sie neu- oder zum größten Teil umgebaut, denn ein Eintrag im Türkensteuer-Register von 1581 lautet: „Das Gotteshaus hat diesmal nichts im Vorrat, sein Vermögen ist verbaut worden.“

Die Angaben betr. Auffindung des großen Kreuzes im ehemaligen kath. Schulhaus, die Aufbewahrung bei Herrn Hecht bzw. bei Herrn v. Bettschart, die Restaurierung im Zuge der Kirchenrenovierung und die Aufstellung im Jahre 1986 in der Simultankirche in Wildenreuth werden durch Unterschrift von den Kirchenvorständen bestätigt:

Wildenreuth im Jahre 1986
M. Frieser, M. v. Bettschart, M. Kunz, K. Rahn

Im Anschluss noch zwei alte Aufnahmen unserer Wildenreuther Kirche:

Links:
eine alte Postkarte (man beachte das Schlosstor – heute ist es unser Friedhofstor)

Rechts:
Beim Ausräumen des kath. Jugendheimes Wildenreuth (es wurde zum neuen evangelischen Pfarramt umgebaut) tauchte dieses bekannte Bild unserer Kirche vor dem Verputzen wieder auf. (Foto: Hauer Ilse, Datum der Aufnahme ist mir leider nicht bekannt)