Pfarrer Schertel: Hausandacht zum 4. Sonntag nach Trinitatis, dem 10. Juli 2022 (Text)
Setzen Sie sich im Kreis Ihrer Familie zusammen und halten gemeinsam eine Andacht:
Vielleicht zünden Sie eine Kerze an und legen ein Kreuz daneben.
Begrüßung:
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wir wollen gemeinsam vor Gott treten mit unseren Liedern und Gebeten.
Und wir hören auf sein Wort.
Lied:
EG 444 (Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne) 1 – 4
Gebet:
Du hast uns erlöst und von der Macht der Sünde befreit.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.
Evangelium: Lukas 6, 36 – 42
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. 38Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen. 39Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? 40Der Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister. 41Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 42Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
(Quelle: Dt. Bibelgesellschaft)
Glaubensbekenntnis
Lied:
EG 495 (O Gott, du frommer Gott) 1 – 3 + 5
Text zum Nachdenken:
Johannes 8, 3 bis 11
Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
(Deutsche Bibelgesellschaft)
Sprechen Sie doch miteinander über diesen Text. Oder :
Jesus und die Ehebrecherin – eine bekannte Geschichte. Obwohl wir die Aufregung damals nicht ganz verstehen. Denn für uns ist der Seitensprung nur noch ein Fauxpas- Aber dabei vergessen wir, welches Leid es für einen Menschen bringt, wenn die Partnerin, oder der Partner sich nebenbei jemand anders sucht. Und wie schwer es ist, dann noch Vertrauen zu haben. Zur Zeit Jesu war das anders. Damals war der Ehebruch ein Kapitalverbrechen, wie ein Mord und die Strafe war die Steinigung. Die Ehebrecherin hatte ihr Leben verwirkt. Aber ihren Anklägern, den Schriftgelehrten und Pharisäern, ging es um etwas anderes. Sie wollten Jesus als Gegner des Gesetzes entlarven und so selbst zum Schuldigen machen. Doch der Herr reagiert nicht wirklich auf ihre Anschuldigungen, sondern geht in die Hocke und schreibt in den Sand. So, als ob ihn das alles nichts angehe. Aber sie hören nicht auf. Und dann steht Jesus auf und sagt nur einen Satz: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Damit werden diese Leute bloßgestellt. In ihrer Scheinheiligkeit und Bosheit. Und vielleicht finden wir uns in ihnen wieder, wenn wir ehrlich sind. Auch wir urteilen oft gegen andere und vergessen dabei, wie wir in der Realität sind. Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann hat über die Leute, die über die Demonstranten gegen den Vietnamkrieg schimpften, gesagt: Man darf nicht vergessen, dass wenn man entrüstet mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, die anderen Finger auf uns selber zeigen. Und wir sind eben nicht besser, als die, die wir verurteilen. Die Ankläger in der Geschichte gehen beschämt weg. Nur die Ehebrecherin ist noch da. Jesus sagt ihr: „Ich verurteile dich nicht“. Er stellt ihre Schuld nicht infrage. Aber er will nicht, dass sie stirbt. Und so ist es ja immer, wenn Gott vergibt. Er will den Tod des Sünders nicht. Er möchte etwas Besseres. Das wird in dem Auftrag Jesu an diese Frau deutlich: „Geh, und sündige hinfort nicht mehr.“ Gott möchte, dass wir unser Leben ändern, weil er uns vergeben hat. Nach seinem Willen denken, reden und tun, in Liebe zu ihm und zu den Nächsten.
Lied:
EG 412 (So jemand spricht, ich liebe Gott) 1 – 4
Gebet:
Barmherziger Gott!
Oft sind wir hart und ungerecht und erkennen es nicht einmal.
Hilf uns zur Barmherzigkeit und Liebe.
Und sei du bei den Problemen in unserem Land.
Da ist die Müdigkeit deiner Kirche, der Krieg im Osten, die hohen Preise bei uns.
Gib uns durch deinen Geist die richtigen Antworten und Taten.
Tröste alle, die leiden.
Lass das, was draußen blüht und wächst, zur Frucht kommen.
Lass uns mit den Menschen, die mit uns unter einem Dach leben, freundlich, liebevoll und vergebungsbereit umgehen.
Beschütze die verfolgten Christen.
Wir bitten dich auch für alle anderen Menschen, die trauern, krank oder einsam sind.
Lass sie deine Liebe und Treue erfahren.
Unser Land beschütze nach innen und außen.
Gib, dass unser Staat die Kraft findet, den Extremisten und Fanatikern auf allen Seiten entschlossen entgegenzutreten.
Amen
Vaterunser
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater + der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied:
EG 421 (Verleih uns Frieden gnädiglich)