Luther über die Lutherrose
Der Kurprinz Johann Friedrich überreichte Martin Luther auf der Veste Coburg 1530 einen Siegelring mit einem Wappen. Dieses Wappen – die so genannte Lutherrose – versteht der Reformator selbst als:
“Ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erste sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukünftig. Und um solch Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich ist über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste, köstlichste Erz ist.”
Luther nutzt dieses Wappen, um Schriften und Schreiben als von ihm verfasst kenntlich zu machen. Später wird die ursprüngliche Lutherrose mit dem Zusatz “VIVIT” versehen als Hinweis auf den auferstandenen Christus (“er lebt”). Die Lutherrose wird heute als Symbol von lutherischen Kirchen verwandt und findet sich auch im Wappen einiger Orte.
Quelle: WA, Luthers Briefwechsel, 5. Band, S. 444f
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Der folgende Aufsatz wurde in den 50er Jahren vom späteren Pfarrer Theodor Knodt verfasst
Unsere aus der Gemeinden Wildenreuth, Kirchendemenreuth und Parkstein zusammengewachsene Pfarrei besteht in dieser Gestalt erst seit dem Jahre 1682. Vorher war jede Gemeinde selbstständig.
Die Namen der Männer, die das Evangelium in unsere Gegend brachten, sind uns nicht bekannt. 1051 befindet sich Parkstein, dessen Bergschloss bereits 929 erbaut worden sein soll, als Feste in der Hand des Regensburger Bischofs. Da auch sonst die Fäden der oberpfälzer Geschichte von diesem Bistum ausgehen, dürften Mönche aus dem Kloster St. Emmeram in Regensburg hier unter den heidnischen Wenden die ersten Glaubensboten gewesen sein. An wendische Niederlassungen erinnern ja noch Ortsnamen wie Windischeschenbach, Wendersreuth und Döltsch (dolec = Tal). Als zwei sehr alte Pfarreien sollten dabei Windischeschenbach und Pressath für unsere drei Gemeinden von besonderer Bedeutung sein.
So gehörte Parkstein zur Pfarrei Pressath, bis Pfalzgraf Johann und Burggraf Friedrich von Nürnberg 1433 hier eine eigene Lokalkaplanei gründeten. Als die beiden Fürsten dem Markt auch ein Wappen, einen Eber auf einem Stein, erteilten, da knüpften sie wohl an die alte Sage an, dass einst ein Graf auf einem Stein ganz oben auf dem Berg einen Eber erlegt habe und aus dem Berg ein Eber = lateinisch Porcus = Park-stein geworden sei. Mit der Annahme der Reformation durch den Landesfürsten Otto Heinrich gelangte diese auch in Parkstein zum Sieg. Man findet bald keine Spur mehr von Katholiken.
Kirchendemenreuth ist, da es später als Filial von dort erwähnt wird, wohl von Windischeschenbach aus gegründet worden. Die Urkunde erwähnt es 1280 zum ersten Mal als Diemenreuth. Um 1408 erscheint es im Leuchtenberger Lehensbuch als Kirchendiemenreuth, so dass die steinerne, St. Johann geweihte Kirche vielleicht um 1400 erstanden ist. Die erste sichere Jahreszahl über sie gibt uns die große Glocke mit der Inschrift Sancte Laurent ora pro nobis 1516. Die beiden Türme in der oberen Friedhofsmauer dienten wahrscheinlich als Zufluchtsstätten bei feindlichen Überfällen.
Die Gemeinde wechselte im Laufe der Geschichte öfters ihre Zugehörigkeit. 1524 kommt sie von Neukirchen zu Weiden. Als in der Reformationszeit in der Jungpfalz das Evangelium schon gepredigt wurde, und in der Oberen Pfalz noch nicht gestattet war, schlägt sie sich von Windischeschenbach in der Oberen Pfalz zu dem jungpfälzischen Wildenreuth.
Wildenreuth, die Rodung der Wild tritt am spätesten aus dem Dunkel der Geschichte. Es wird 1369 zum ersten Mal genannt, als Michael Wild seine Hammerstatt an den bayrischen Herzog verkauft. Nach einer Notiz aus dem Jahre 1431 übertrug das Kloster Speinshard an die Wild Patronatsrechte über die Pfarrei Pressath. So gehörte vielleicht Wildenreuth ursprünglich zur Pfarrei Pressath und wurde, als es in nicht nachweisbarer Zeit eine Kirche bekam, Filial von Pressath.
Mit der allgemeinen Reformation dürfte 1543 auch in Wildenreuth ein evangelischer Pfarrer aufgezogen sein. Als 1557 die erste evangelische Visitation in unsere Gemeinde kam, um zu sehen, ob in Unterweisung, Predigt und Kirchenzucht wohl alles bestellt sei, war Willibrod Holl hier Kirchendiener. Die calvinistische Lehre sollten die erste Unruhe in das junge evangelische Leben bringen. Aber bald wurde das neue Bekenntnis auf eine härtere Probe gestellt. Der 30jährige Krieg kam und mit ihm die Gegenreformation. Die Pest hatte vielleicht schon 1613 dem Wildenreuther Pfarrer die Feder aus der Hand genommen. Denn von 1613 bis 1632 ist nichts in Kirchenbuch eingetragen. Die Reformation hatte in unserer Heimat einst offene Herzen gefunden. Anders, als der Erbprinz von Neuburg n katholische Lager übertrat und entgegen einem einst gegebenen Versprechen versuchte Neuburg-Sulzbach mit Jesuiten und Dragonern wieder katholisch zu machen. Sämtliche Lutherischen Pfarrer und Lehrer mussten ihre Stellen verlassen.
In Wildenreuth amtierte damals der katholische Pfarrer aus Erbendorf, auf dem Parkstein zogen bald Jesuiten auf und Kirchendemenreuth wurde von Pressath aus versehen. Aber unsere Vorfahren waren ihres Glaubens froh geworden und wechselten ihr Bekenntnis nicht wie eine Weste. „In Wildenreuth unter dem Herrn von Pudewils spreizen sich die Bauern am meisten“, so schreibt der Leiter der ganzen Aktion, Simon de Labricq im November 1628 nach Neuburg.
Zu den Gewissenbedrückungen kamen die Drangsale unter den durchziehenden und plündernden Kriegsvölker. Am alten Johannistag 1632 steckten die Kaiserlichen Wildenreuth in Brand. Die Schweden brachten wohl eine Atempause in die Rekatholisierung, waren aber abgestumpft genug, 1632 die Kirche auf dem Parkstein zu schleifen und 1634 in der Kirchendemenreuther übel zu hausen. Die Pest hielt ihre schwarze Ernte. Damals wurde in Kirchendemenreuth der heutige äußere Friedhof angelegt, da der innere an der Kirche die Opfer nicht mehr bergen konnte.
Nach dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück konnte unser gequältes Land endlich aufatmen. Gebieter, die vor 1624 evangelisch waren, sollten es jetzt wieder werden. Unsere drei Gemeinden erhielten ihre Kirchen und Pfarrhöfe zurück. Das Evangelium durfte wieder frei gepredigt werden.
Da brachte 1652 der sogenannte Kölner Vergleich mit der Einführung des Simultaneums neue Schwierigkeiten. Kirchen und Pfarrgüter sollten Katholiken und Protestanten zu gleichen Rechten zustehen. In Parkstein wurde 1663 mit den Kapuzinern um den Pfarrhof gelost. Er fiel an die Kapuziner. Obwohl damals in Wildenreuth kein Katholik wohnte, wurde im gleichen Jahr auch hier das Simultaneum widerrechtlich eingeführt. Viele Gemeinden mussten zusammengelegt werden. So zog 1682 der Parksteiner Pfarrer nach Wildenreuth um jetzt drei Gemeinden allein zu weiden.
Während Wildenreuth unter sein Patronatsherrschaft von weiteren Drangsalen einigermaßen geschützt war, wurde in Kirchendemenreuth und Parkstein die Konvertitenmacherei mit besonderem Eifer betrieben. Das wirksamste Mittel war dabei der Eherevers. Kein Evangelischer darf ein katholisches Mädchen heiraten ohne die schriftliche Erklärung, dass sämtliche Kinder katholisch werden. Von den zweifelhaften Wegen Mischehen zustande zu bringen und von der Gewalt, die man erwachsenen Söhnen und Töchtern aus bereits bestehenden Mischehen antat, soll nicht mehr geschrieben werden. Unter den herrschenden Umständen gingen jedenfalls die evangelischen Taufen sehr zurück. In Parkstein vermochte 1725 nur noch die Familie Krauß beim alten Bekenntnis auszuhalten, während in Demenreuth und den umliegenden Ortschaften in evangelischen Familien stark abnahmen.
Die folgende Zeit sei noch im Rahmen der Geschichte unsere Kirchen betrachtet. Die älteste Vorgängerin der jetzigen Wildenreuther Simultankirche war vielleicht eine Schlosskapelle. Die dem heiligen Jakob geweihte Kirche aus der Reformationszeit ist wohl 1632 samt dem Dorf ein Raub der Flammen geworden. Von ihrer Nachfolgerin dürfte noch der Stein an der Nordseite des heutigen Turms herrühren, mit der Inschrift 1698. Wegen Baufälligkeit musste sie 1808 abgetragen werden. An ihrer Stelle erstand unsere heutige Simultankirche mit ihrem alten Amberger Barockaltar. Jünger ist das Bild „Die Auferstehung Christi“. Als Wildenreuth 1852 zum zweiten Mal niederbrannte, blieb die Kirche mit stark beschädigten Fenstern und Türen stehen. Von den drei 1712 in Eger gegossenen Glocken blieb uns nur die große erhalten. Herr Oberkirchenrat Koller weihte am vergangenem Fest die Mittlere und die Kleine, so dass uns jetzt wieder ein volles Geläut ruft und mahnt. Nach einer schönen alten Sitte umgab einst auch in Wildenreuth der Gottesacker die Dorfkirche. 1760 wurde er außerhalb des Dorfes verlegt.
Von der alten romanischen Simultankirche und dem Friedhof in Kirchendemenreuth wurde oben schon einiges berichtet. 1611 bauten die Kirchendemenreuther ein Kaplaneihaus, das 1626 in einer Rechnung als Pfarrhof erscheint. Demenreuth war aber nie eine selbstständige Pfarrei, sondern nur von Kaplänen besetzt, so dass der Pfarrer, wohl nur im Kaplaneihaus abgestiegen ist. Als 1668 der Kirchturm ganz neu gebaut wurde, da fügte man auch das alte romanische Schlitzfenster wieder ein. 1710 renovierte man die ganze Kirche, wie die Jahreszahl über der Türe bezeugt.
Einen mutigen und zuversichtlichen Schritt tat die Kirchendemenreuther Gemeinde, als sie 1931 unter Herrn Pfarrer Eisenhut das Simultaneum auflöste und sich ein eigenes Gotteshaus baute, das am 22. November 1931 eingeweiht wurde. Seit zwei Jahren rufen auch hier wieder drei Glocken Menschen zur Stille in einer lärmerfüllten Zeit.
In Parkstein hatte Kaiser Wenzeslaus, der auf seinem Weg von Prag nach Nürnberg gern hier Halt machte, 1398 dem heiligen Pankratius ein kleines Kirchlein erbaut, um das herum auch ein Friedhof entstand. Als die Schweden es 1632 zerstörten, richtet man ein Bürgerhaus zum Gottesdienst ein. Pfarrer Pollmann, der erste evangelische Prediger, der 1649 nach dem Friedensschluss aufzog, predigte erst in seiner Wohnung, bis in Gegenwart des Landesherrn die Kirche mit Gewalt geöffnet und den Evangelischen übergeben wurde. In der 1788 erbauten Simultankirche durften die Evangelischen den Altar, die Orgel, die Sakristei und die große Glocke nicht benützen.
So mag es sehr zum konfessionellen Frieden beigetragen haben, als 1902 das Simultaneum ein Ende fand. 1903 weihte Herr Dekan Trenkle den heutigen Betsaal ein. Seit Kriegsende versammeln sich hier wieder allsonntäglich eine kleine Gemeinde zum Lese- und an jedem vierten Sonntag zum Predigtgottesdienst. Vielleicht war es seit Jahrhunderten wieder um die erste Konfirmation auf dem Parkstein als nach dem Krieg eine solche hier stattfand. Wahrscheinlich hatte sie aber keine Vorgängerin. Denn in Wildenreuth ist die erst seit 1808 erwähnt. Ein Fest, das die Gemeinde besonders ansprach, war 1946 in Wildenreuth die Goldene Konfirmation.
Zum Schluss das jüngste Ereignis: Wildenreuth hat ein Jugendheim, in dem sich die Jugend und die kirchlichen Chöre finden, aber auch die große Gemeinde zu Bibelstunde.
Dieser kleine geschichtliche Rückblick stellt einmal die Treue der Väter vor uns hin. Zum andern möchte er uns sagen, dass vieles nicht selbstverständlich ist, was wir geneigt sind gedankenlos hinzunehmen.
Stud. Theol. Theodor Knodt Wildenreuth